Stephanie Rössel findet, dass Liebesmaien auch eine schöne Tradition für den Saale-Orla-Kreis wären

Die Sache mit dem Maibaum ist ja eine Wissenschaft für sich. Unabhängig davon, dass ich aus einer Region komme, wo das überhaupt keine Tradition ist oder Rolle spielt. Bei mir zu Hause ist am 30. Mai in sämtlichen Orten ein Höhenfeuer. Doch auch das wird aufgrund von Vorschriften bei Waldbrandgefahr und zum Tierschutz immer weniger. Was früher ein richtiges Dorffest war, hat sich inzwischen in den Gärten an die Feuerschalen verlagert.

Nun aber ging es um den Maibaum, der entweder eine Birke auf der Spitze, ein Kranz oder im Saale-Orla-Kreis oft ein Nadelbaum ist. Auffällig oft wurde in diesem Zusammenhang das Wort Nachhaltigkeit erwähnt, da wohl häufig ein ausgedienter Weihnachtsbaum nach oben in die Höhe befördert wurde. Wobei das natürlich löblich ist, denn jeder unnötig gefällte Baum schmerzt inzwischen, wenn man in die Landschaft schaut. Wurde eigentlich schon mal nachgemessen, wer den größten Maibaum im Landkreis hat? In Bayern wurden schon über 50 Meter hohe Exemplare aufgestellt.

Lustiger finde ich aber den Liebesmaien. Haben Sie noch nicht davon gehört? Unverheiratete Männer stellen vor die Häuser unverheirateter Frauen kleinere Maibäume. Der Baum bleibt einen Monat lang stehen, bis zum ersten Juni. Dann holt derjenige den Maibaum ab, der ihn gestellt hat. Üblicherweise wird dies, wenn die Frau ihn mag, mit einer Einladung zum Essen und mit einem Kasten Bier belohnt. Es gibt allerdings auch die Tradition, dass der Mann, der den Baum wieder abholt, von der Mutter der Frau einen Kuchen, vom Vater einen Kasten Bier und von ihr selbst einen Kuss bekommt. Ich finde, das würde eine Menge Probleme, wie Hunger, Durst und Single-Dasein auf einen Schlag lösen. Und diese komischen Dating-Apps wären überflüssig.

Stephanie Rössel, Redakteurin im Saale-Orla-Kreis
Stephanie Rössel, Redakteurin im Saale-Orla-Kreis © Schleiz | Schleiz