Niederroßla. Festessen in der Heimstatt des Elefantenfestes würdigt 20 Jahre Einsatz der Ehrenamtlichen

Jubiläum: 20 Jahre Burg- und Heimatverein Niederroßla
Jubiläum: 20 Jahre Burg- und Heimatverein Niederroßla © Hartwig Mähler | Hartwig Mähler
Plakat der Wandermenagerie Kreutzberg, den „Besitzern“ von Miss Baba, ca. 1857.
Plakat der Wandermenagerie Kreutzberg, den „Besitzern“ von Miss Baba, ca. 1857. © Burg- und Heimatverein Niederroßla | Burg- und Heimatverein Niederroßla

So ein markant-tragisches Wappentier und so einen kuriosen Grund für ein vierteljahrhündertlich wiederkehrendes Fest haben sicher nicht viele Vereine: der Burg- und Heimatverein Niederroßla wird 20. Und steht seit 20 Jahren im Zeichen der indischen Elefantenkuh „Miss Baba.“ Miss Baba wurde im 19. Jahrhundert von einer Wandermenagerie durch Mitteldeutschland getrieben und zur Schau gestellt, im 21. Jahrhundert würde man sagen: misshandelt. Ihr trauriges Ende nahm sie in Niederroßla, wo sie im Februar 1857 von betrunkenen Dorfbewohnern totgeprügelt wurde - oder sie starb, wie der Gesangsverein damals meinte, an einer durch Zuckerrüben ausgelösten Kolik. Der Rechtsstreit auf Schadensersatz zwischen Miss Babas Besitzern und dem Gesangsverein wurde abgewiesen, die Umstände konnten nicht abschließend geklärt werden. Der Gesangsversein gab an, den Elefanten bloß gekitzelt zu haben.

Klar ist: Weder ihre Besitzerfamilie, noch Teile der Bewohnerschaft Niederroßlas haben sich damals diesem Elefanten gegenüber angemessen verhalten. Was im Anschluss passierte, ist rührend bis filmreif: 50 Jahre später gab es eine Idee zum Umgang mit dem düsteren Kapitel der Dorfgeschichte. Die als „Elefantenkitzler“ verspottete Bewohnerschaft Niederroßlas rief ein Elefantenfest zu Ehren des toten Tieres ins Leben.

Nach 1907 wurde fortan alle 25 Jahre an die Geschichte des misshandelten Elefanten erinnert. „1932, 1957 und 1982 - jedes Fest wurde größer und bunter gefeiert als das Letzte, “ schreibt der Verein, der sich für die Organisation des fünften Elefantenfestes zu Ehren Miss Babas im Jahr 2007 gründete, auf seiner Internetseite. Die Erinnerung an den Vorfall hat sich der „Niederroßlaer Elefantenfestverein e.V.“ dann wortwörtlich auf die Fahne geschrieben. Mit kreativ-kuriosen Ideen wie einem Auktionsabend, bei dem beispielsweise eine Übernachtung im Möbelhaus ersteigert werden konnte, schaffte es der Verein, die große Feier mit 30000 Gästen zu finanzieren.

Weil das nächste Elefantenfest erst 2032 ansteht, gründete sich anschließend an das Elefantenfest der Burg- und Heimatverein Niederroßla, der seinen Schwerpunkt auf die Erhaltung und weitere Erschließung der Wasserburg Niederroßla setzte. Das war nötig, denn 2008 stürzte der Nordgiebel im Ostflügel der Burg ein. Der Wiederaufbau und die Erhaltung der Wasserburg als Denkmal wurde bis heute eine Hauptaufgabe des Vereines. Mit zahlreichen Benefizveranstaltungen unterstützte der Burg- und Heimatverein die Gemeinde Niederroßla bei der Rekonstruktion der Einsturzstelle und dank zahlreicher Fördermaßnahmen konnte das Dach 2015 geschlossen werden.

Beim hiesigen Jubiläum des Burg- und Heimatvereins Niederroßla, das unter dem Motto „Zwei Jahrzehnte Vereinsleben“ stand, wurden Anfang Juni die 54 Mitglieder in einem festlichen und mittelalterlich anmutenden Rahmen geehrt. Im fahnengeschmückte Rittersaal begrüßte ein Minnesänger die Vereinsmitglieder, Handwerker, Sachverständige der Denkmalpflege und weitere Ehrengäste mit verschiedenen Liedern. Die Bürgermeisterin der Landgemeinde Ilmtal-Weinstraße, Katrin Wörpel (parteilos), hielt die Festrede, in der sie besonders die Leistung des Begründers des Vereins, Ernst Preller, würdigte, der maßgeblich zum Erfolg des letzten Elefantenfestes 2007 beigetragen hat. Nach seinem Tod übernahm Angelika Reimann die Geschäfte und führte den Verein bis zum März 2016. Für seine beachtlichen und kontinuierlichen Verdienste zum Erhalt der Wasserburg erhielt der Verein dieses Jahr den Heimatpreis des Weimarer Landes.

Die Entwicklung der Wasserburg und die kontinuierliche Renovierung der Wasserburg wurde durch die Unterstützung von verschiedenen Institutionen und privaten Spenden durchgeführt. Es gibt auch weiterhin etwas zu tun: die Umgestaltung der Bohlenstube zu einem musealen Ausstellungsraum ist geplant.
Hilfreich ist dafür sicherlich der Spendenbescheid, den die Bürgermeisterin zum feierlichen Anlass überreichte. Vielleicht wird diese ja schon bis zum nächsten Elefantenfest in acht Jahren fertigsein?

Bis dahin können sich Ausflügler sonntags von 11 bis 17 Uhr selbst vom Fortschritt überzeugen und nebenbei gleich den höchsten Bergfried Deutschlands bestaunen!