Sömmerda. Start für neues Schulungsprojekt in Thüringen speziell für Senioren erfolgt mit Auftaktveranstaltung in Sömmerda. Was der älteren Generation geboten wird.

Das Bankkonto, Anträge an Ämter, die Kommunikation mit der Familie – die Geschwindigkeit der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft steigt stetig. Dass es einfach zu schnell geht, sagen insbesondere die über 75-Jährigen (47 Prozent der Befragten) laut einer Studie zur digitalen Teilhabe, die die Initiative „Digital für alle“ in Auftrag gab. Insgesamt sehen aber 86 Prozent der Deutschen die Digitalisierung als positiv an. Sie birgt hingegen auch Gefahren bis hin zur Gefährdung der Demokratie.

Um gerade bei älteren Menschen in der Stadt und auf dem Land die Neugier für digitale Bildung zu wecken, wurde in Anlehnung an ein erfolgreiches Bundesprogramm nun im Freistaat das Projekt „Digitaler Engel Thüringen“ gestartet. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung mit dem Seniorenbeirat der Stadt Sömmerda und dem Thüringer Sozialministerium wurde das Projekt am Donnerstag im Sömmerdaer Sparkassentreff offiziell vorgestellt.

In Sömmerda stellte Sozialministerin Heike Werner (Linke) das neue Projekt Digitaler Engel in Thüringen vor.
In Sömmerda stellte Sozialministerin Heike Werner (Linke) das neue Projekt Digitaler Engel in Thüringen vor. © Funke Medien Thüringen | Ina Renke

„Wir haben uns in den letzten Jahren aktiv auf den Weg gemacht, um Angebote der Seniorenmedienbildung in Thüringen auszubauen. Aus diesem Grund freue ich mich besonders über den Projektbeginn hier im Freistaat. Mit dem eigenen Infomobil des ,Digitalen Engel für Thüringen‘ haben wir neben den bestehenden Angeboten zum ersten Mal eine mobile Beratung und ein Angebot, das vor allem im ländlichen Raum ansetzt”, betonte zur Eröffnung Sozialministerin Heike Werner (Linke). Es brauche für die ältere Generation Medienkompetenz, um den sicheren Umgang zu erlernen. Dabei sei „alt“ differenziert zu betrachten, so Werner mit einem Augenzwinkern. Laut Gesetz gelte ein Mensch ab einem Alter von 60 als Senior.

Vorteile digitaler Angebote nahebringen

Mit Infoständen und Themenveranstaltungen zu verschiedenen Schwerpunkten sollen ältere Menschen vor Ort mit dem Mobil nach den eigenen Interessen und Bedarfen erreicht werden. Von der Einrichtung des Smartphones bis zum Umgang mit der elektronischen Patientenakte (ePA): Die Digitalexpertinnen und -Experten können Fragen zu einer breiten Auswahl an Themen beantworten. Ziel sei es, älteren Menschen in Thüringen die Vorteile digitaler Angebote nahezubringen und gleichzeitig Wissen für eine sichere Nutzung zu vermitteln.

Joachim Schulte, Geschäftsführer vom Verein „Deutschland sicher im Netz“, übermittelte in seinem Grußwort zum Auftakt: „Ich freue mich sehr, dass der Digitale Engel Thüringen jetzt auch als lokales Projekt ältere Menschen erreichen kann. Die bisherigen großen Erfolge des bundesweiten ,Digitalen Engels‘ haben das Konzept bestätigt. Ich sehe deshalb mit Vorfreude vielen spannenden Veranstaltungen in Thüringen entgegen. Durch die lokale Verwurzelung können diese dabei noch besser auf die jeweiligen Bedarfe vor Ort angepasst werden“, so Schulte.

Grußworte vor Ort überbrachten Sömmerdas Landrat Christian Karl (CDU, „Ich bin gespannt auf die Effekte“.) und Bürgermeister Ralf Hauboldt (Linke, „Ich erlebe bei Besuchen, dass auch über 90-Jährige am Computer sitzen. Die Kommunikation ist das Tor zur Welt“.)

Projektleiterin Antje Harms vom Verein Deutschland sicher im Netz (DsiN) gab einen Einblick in die Arbeit des Digitalen Engel Thüringen. Das Infomobil mit der prägnanten Aufschrift „Einkaufen, Reisen, Plaudern im Internet? Aber sicher!“ ist nun durch Thüringen unterwegs – voll ausgestattet mit Informationsmaterialien und Technik zum Ausprobieren. Digitalexpertinnen und -Experten machen mit dem Mobil dazu an verschiedenen Stellen in Thüringen halt und beraten ältere Menschen zur sicheren digitalen Mediennutzung. Dabei ist Martina Abbas der erste „Engel“. Die junge Frau vom Fach fährt das Infomobil.

Erste Schulung für Seniorenpark-Bewohner

Start war Nachmittag in Sömmerda im DRK-Seniorenpark Sömmerda, der gemeinsam mit dem kommunalen Seniorenbeirat organisiert wurde. In der Cafeteria machte Abbas als Referentin zehn Seniorinnen und Senioren mit Möglichkeiten des Internets vertraut. In dieser Runde konnte nur Margit Thurm auf Erfahrungen am Computer während ihrer früheren Berufstätigkeit im Büromaschinenwerk verweisen. Zu dieser Zeit hatte sie Personalcomputer gebaut und geprüft, wie sie berichtete. Die heute 80-Jährige habe sich später aber nicht an den Umgang mit den modernen Medien herangewagt.

Bis zum Ende des Jahres sind bisher in den Landkreisen Sömmerda, Weimarer Land, Kyffhäuserkreis, Unstrut-Hainich-Kreis und Gotha Haltestationen eingeplant. Im Kreis Sömmerda sind das am 25. Juli der Markt und am 26. Juli der Böblinger Platz in Sömmerda, am 31. Juli der Markt in Buttstädt und im August (Termin steht noch nicht fest) der Markt in Kölleda – meistens vormittags bis etwa 12 Uhr.