Weimar. Schmerzhafter Abschied von über 34 Millionen Euro Extraförderung: Darauf bereitet sich die Klassik-Stiftung vor und plant ein Grundsanierungspaket. Die Signale aus der Politik sind allerdings uneindeutig.

Zumindest kurzzeitig müssen sie bei der Klassik-Stiftung die Krise gekriegt haben. Vertreter des Bundes im Stiftungsrat hatten dort Informationen unserer Zeitung zufolge jüngst erklärt, dass 17,15 Millionen Euro als Sonderinvestition fürs „Ensemble Goethes Wohnhaus“ doch nicht zur Verfügung stehen werden. Vor allem der Abteilungsleiter für Kunst- und Kulturförderung bei Claudia Roth (Grüne), der die Kulturstaatsministerin vertrat, trug das demnach vor, mit Verweis auf die prekäre Gesamtlage. Dabei hatten die Haushälter des Bundestages im November 2023 den Weg für das Geld freigemacht, das Thüringen verdoppelt hätte. Vier private Stiftungen sagten zuvor für diesen Fall zusammen zehn Millionen Euro zu, sodass insgesamt 44,3 Millionen Euro investiert worden wären.

Dazu kommt es nun offenbar nicht, obschon die Signale aktuell nicht ganz eindeutig sind. Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz bestätigte auf Nachfrage inzwischen die neue Situation, die ihr zufolge eine Neujustierung der denkmalgerechten Sanierung und musealen Neukonzeption notwendig mache. Der Bund beteiligt sich – so demnach die derzeitige Haltung im Hause Roth – an den Kosten für ein reduziertes Instandhaltungsprojekt noch über den laufenden Investitionshaushalt der Stiftung. Dort muss und will diese nun Prioritäten so verschieben, dass insgesamt zwar ein deutlich kleinerer, aber in Summe immer noch zweistelliger Millionenbetrag fürs Goethehaus verwendet werden kann; der Freistaat ging 2022 in Vorleistung, als er fünf Millionen Euro bewilligte.

Widersprüchliche Auskünfte aus der Hauptstadt

Auf Bundesseite wollte indes noch niemand die veränderte Lage offziell bestätigen. Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher der Kulturstaatsministerin, sie halte auch in Anbetracht des parlamentarischen Auftrages an der Sanierungsmaßnahme fest: Die Beschlüsse hätten Eingang in den Bundeshaushalt 2024 gefunden. In einem Titel „Zuschüsse für Investitionen“ taucht dort die Klassik-Stiftung tatsächlich mit mehrjährigen Sonderzuwendungen auf. Sibyllinisch erklärte der Sprecher aber: Die konkrete Umsetzung hänge von weiteren Planungen und finanziellen Rahmenbedingungen in den künftigen Haushaltsaufstellungsverfahren ab. Dazu sei man in regem Austausch.

Der findet nun vor allem, wie zu hören ist, dieser Tage und auch übers Wochenende hinweg statt. Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) als Stiftungsratschef lehnt einstweilen offizielle Stellungnahmen ab und lässt ausrichten, es liefen Gespräche: alles noch im Fluss. Und von anderen Seiten ist zu hören, jeder, den man in Berlin frage, sage was anderes.

Private Geldgeber bleiben mit zehn Millionen Euro im Boot

Derweil plant die Klassik-Stiftung auf Basis ihres Kenntnisstandes ein reduziertes Sanierungsprojekt. Dass ein solches unter diesen Bedingungen überhaupt realisiert werden kann, ist auch deshalb möglich, weil Lorenz die privaten Stiftungen in den letzten Tagen wohl davon überzeugen konnte, trotz allem im Boot zu bleiben. Im besten Einvernehmen mit ihnen werde man in die Substanz des Hauses investieren, um es zukunftsfest zu machen, so die Präsidentin.

Wie zum Beweis dafür überreicht die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am kommenden Mittwoch einen drei Millionen Euro schweren Fördervertrag für die Restaurierung der Innenräume. Die „großherzige Spende eines privaten Förderers“ macht‘s möglich. Andere private Drittmittel fließen in die Sanierung und museale Neukonzeption der Gartenpavillons oder in die goethezeitliche Rekonstruktion und Instandsetzung des Hausgartens. Alles denkmalgerecht, versteht sich.

Neben Fahrstuhl fällt auch Ausbau des Dachgeschosses weg

Eine positive Seite der Entwicklung beschreibt Lorenz so: Dieses „Grundsanierungspaket können wir jetzt vorziehen und hoffentlich in kürzerer Zeit bewältigen.“ Man wird demnach die Gebäudehülle sichern, Dach, Fassade und Fenster erneuern sowie die Elektrotechnik ertüchtigen.

Erledigt hat sich einstweilen der ohnehin umstrittene Plan, zwecks Barrierefreiheit einen Aufzug einzubauen. Dafür hätte auch das Goethe-Nationalmuseum zeitweise geschlossen werden müssen, das nun vollständig geöffnet bleiben kann. Der Ausbau des Dachgeschosses des Dichterwohnhauses und die Erneuerung der Lüftungsanlage im Goethe-Nationalmuseum entfallen ebenfalls.

Wann die Sanierung beginnt und wie lange sie dauern wird, könne man Mitte 2025 präsentieren, so Lorenz. Idealerweise würde man wohl 2026 loslegen wollen, wenn der Ostflügel des in Sanierung befindlichen Stadtschlosses wiedereröffnet werden soll. Im dort neu entstehenden künftigen Veranstaltungssaal will man ein digitales Goethehaus anbieten, solange das analoge geschlossen ist.

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Zudem wird die Faust-Ausstellung, die 2025 im Rahmen eines entsprechenden Themenjahres der Stiftung im Schiller-Museum öffnet, über diese Jahre hinweg erhalten bleiben. Weitere Kompensationsmaßnahmen direkt im Goethe-Nationalmuseum und an anderen Goethe-Orten in Weimar würden auch im Schulterschluss mit der Stadt geplant, heißt es.

Andere geplante größere Sanierungsprojekte in ihrem Investitionshaushalt muss die Stiftung unterdessen verschieben, zum Beispiel das eines zentralen Wirtschaftshofes für die historischen Parkanlagen. Dringend notwendige Bauunterhaltsinvestitionen im Haus Hohe Pappeln und im Nietzsche-Archiv seien davon aber nicht betroffen.