Erfurt. Bei einem Erfurter Podium zum Tag der Architekturen wird über Hindernisse für mehr Kunst am Bau debattiert.

800.000 Euro ließ sich allein die Wüstenrot-Stiftung die vierjährige Restaurierung des Erfurter Wandmosaiks „Die Beziehung des Menschen zur Natur und Technik“ des Spaniers Josep Renau kosten. Seit einigen Jahren hängt es wieder im Neubaugebiet der Landeshauptstadt als eindrucksvolles Beispiel für architekturbezogene Kunst aus der DDR-Zeit. In beiden deutschen Staaten wurde seit den 1950er Jahren bei öffentlichen Bauten immer auch in Baukunst investiert. Allein an Einrichtungen des Bundes sind um die 8000 Werke überliefert. 60 dieser Kunstwerke in Ost und West dokumentiert gerade die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau“ im Erfurter „KulturQuartier“ (*).

Feierliche Einweihung des restaurierten Wandbildes von Josep Renau im Dezember 2019 auf den Erfurter Moskauer Platz
Feierliche Einweihung des restaurierten Wandbildes von Josep Renau im Dezember 2019 auf den Erfurter Moskauer Platz © Marco Schmidt

Genau dort zog ein Podium mit Vertretern von Architektur, Kunst und Politik zum Tag der Architekturen ein eher nüchternes Fazit. Kunst im öffentlichen Raum könne eine Bereicherung des Lebens sein, weil sie Menschen unmittelbar im Alltag abholt. Allerdings würden aktuell kaum noch Aufträge vergeben. Eine Ursache sah die Runde in sogenannten K7-Richtlinien für die Durchführung öffentlicher Bauaufgaben des Landes. Bei der Entscheidung darüber, ob und in welcher Höhe Mittel für Kunst am Bau einzuplanen seien, würden die Vorgaben meist gegen ein entsprechendes Engagement ausgelegt.

Zu Unrecht, fand Thüringens Kulturstaatsminister Benjamin Immanuel-Hoff. Es gebe kein generelles Verbot für Kunst am Bau. In begründeten Einzelfällen wie auch bei Gebäuden mit besonders repräsentativem Charakter schließe die Richtlinie die Einbeziehung von Künstlern nicht aus. Ausdrücklich verwies Hoff auf die Bauordnungsbeauftragten der Thüringer Ministerien als mögliche Partner und Verbündete.

Die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesbauministeriums vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Zusammenarbeit mit dem Büro „schmedding.vonmarlin“ und Studio Krimm erarbeitet. Sie tourt seit 2021 als Wanderausstellung durch Deutschland und war inzwischen in zwölf Bundesländern zu sehen.
Öffnungszeiten:Donnerstag bis Samstag 15-19 Uhr, Sonntags 13 bis 17 Uhr,
eintrittsfrei.
Die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesbauministeriums vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Zusammenarbeit mit dem Büro „schmedding.vonmarlin“ und Studio Krimm erarbeitet. Sie tourt seit 2021 als Wanderausstellung durch Deutschland und war inzwischen in zwölf Bundesländern zu sehen. Öffnungszeiten:Donnerstag bis Samstag 15-19 Uhr, Sonntags 13 bis 17 Uhr, eintrittsfrei. © Hanno Müller | Hanno Müller

Appelliert wurde auch an Wohnungsbaugesellschaften als Teil der öffentlichen Hand, beim Bauen und Umbauen Kunst als Form der Identitätsstiftung und Partizipation mitzudenken. Die Weimarer Architektin Luise Nerlich verwies auf den Kunstcharakter von Architektur. Die Vermittlung von Basiswissen können helfen, Kunst besser zu erkennen und zu verstehen.

(*) Ausstellung 70 Jahre Kunst am Bau, „KulturQuartier“ im ehemaligen Schauspielhaus, geöffnet donnerstags bis samstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 13 bis 17 Uhr sowie zu Veranstaltungen, Eintritt frei.