Jena. Die Wildvogelhilfe Jena ist derzeit im Dauereinsatz: Das Nothilfetelefon kann teilweise nicht mehr bedient werden. Warum gerade so viele Entenmütter mit ihren Küken Richtung Saale ziehen.

Das Telefon der Wildvogelhilfe des Nabu-Kreisverbandes Jena steht derzeit kaum still. Bis zu 40 Anrufe pro Tag gehen hier momentan ein, sagt Anna-Josefine Sonntag von der Wildvogelnothilfe. Das kurze Interview gibt sie, während sie am Samstagabend die Ziegenhainer Straße Richtung Stadtzentrum läuft und nach einer Entenmutter mit ihren acht jungen Küken sucht.

Autofahrer zeigten sich aufmerksam und fuhren vorsichtig an der Entenfamilie vorbei.  Anna-Josefine Sonntag von der Wildvogelhilfe Jena machte sich später auf die Suche nach der Entenfamilie, um zu helfen.
Autofahrer zeigten sich aufmerksam und fuhren vorsichtig an der Entenfamilie vorbei. Anna-Josefine Sonntag von der Wildvogelhilfe Jena machte sich später auf die Suche nach der Entenfamilie, um zu helfen. © Funke Medien Thüringen | Jördis Bachmann

„Das Problem ist, dass es keine ausreichenden geeigneten Brutzonen mehr an den Gewässern gibt“, erklärt Sonntag. Die Tiere benötigen Totholz, sie brüten gern in Baumhöhlen. Das Totholz allerdings werde aus Gründen der Gewässersicherung häufig entfernt. Die Entenmütter suchen sich immer öfter ungeeignete Brutplätze, beispielsweise auf Dachterrassen. Von dort müssen sie ihre Küken dann zum Wasser bringen und das gehe oft nicht gut, sagt Anna-Josefine Sonntag. Fünf Entenmütter mit ihren Jungen habe die Wildvogelhilfe in den vergangenen Wochen bereits in Jena gerettet. Das sei durchaus keine einfache Aufgabe. Es gebe viel zu beachten, und man könne hier viel falsch machen.

Es sollte kein Erpel im Gewässer zu sehen sein

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Bei einer Entenüberführung müsse beim Einfangen zuerst die Mutter gesichert werden, erklärt Anna-Josefine Sonntag. Beim Freilassen an einem Gewässer sei es genau andersherum: erst die Küken, dann die Mutter. Lasse man zuerst die Mutter frei, könnte es passieren, dass sie in ihrer Panik flüchtet und ihre Kinder zurücklässt. Außerdem müsse man darauf achten, dass am Gewässer kein Erpel zu finden sei, da diese ein recht aggressives Territorialverhalten zeigen könnten.

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Die Wildvogelpflegestelle sei derzeit völlig ausgelastet, sagt Anna-Josefine Sonntag. Es gibt einfach zu wenig Pflegestellen. Sie habe es auch schon erlebt, dass Menschen ein Entenjunges mit nach Hause nahmen, weil es so niedlich war. Als die Ente dann größer wurde, gaben sie das Tier bei der Wildvogelhilfe ab, wo sie mühsam wieder mit anderen Enten vergesellschaftet werden musste, um sie dann auch wieder auszuwildern. Anna-Josefine Sonntag appelliert daher an die Jenaerinnen und Jenaer, die Wildvogelhilfe zu kontaktieren, wenn man Entenmütter mit ihren Küken in der Stadt sehe. Ob es die Entenmutter mit ihren acht Jungen am Samstagabend von Ziegenhain bis zur Saale schaffte, konnte unsere Redaktion zunächst nicht in Erfahrung bringen.

Momentan kann die Wildvogelhilfe Jena aufgrund von Überlastung nur Mails entgegennehmen: wildvogelhilfe@nabu-jena.de Weiter Informationen unter: www.nabu-jena.de/wildvogelhilfe-jena/

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