Elmar Otto über Reformen, die erst zeitverzögert erfolgreich sind

Zehn Jahre sind lang. In dieser Zeit, sollte man meinen, muss es gelingen, Veränderungen anzustoßen und die Früchte erfolgreicher Reformpolitik zu ernten.

Doch im Bildungssystem kann davon keine Rede sein. Dieser komplexe Bereich ist das Gegenteil eines Schnellboots, sondern gleicht einem trägen Tanker. Wurde das Ruder falsch eingeschlagen, dauert es, bis der Kahn wieder auf Kurs ist.

Das zumindest ist die Erzählung, die die rot-rot-grüne Koalition und ihr linker Bildungsminister gerne zum Besten geben. Doch selbst, wenn manche Verfehlungen von vergangenen Landesregierungen verursacht wurden, ist es wohlfeil nach zwei Legislaturperioden weiter auf andere zu zeigen.

Der Unterrichtsausfall ist konstant hoch, zu oft verlassen Schüler die Penne ohne Abschluss und sind frustriert. Genauso wie Eltern und Lehrer. Letztere arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus.

Dass viele Schulleiterstellen unbesetzt sind, ist dabei ein Detail, das den Druck noch erhöht. Leider fehlen an dieser Stelle Weitsicht und beamtenrechtliche Flexibilität.

Aber die heutigen Kritiker können vielleicht demnächst zeigen, dass sie es besser können. Am 1. September wird ein neuer Landtag gewählt. Sollte es zu einem Regierungswechsel kommen, darf sich möglicherweise ein neuer Kapitän, der in der Opposition mosern durfte, um den trägen Tanker kümmern.

Ausreden, dass Amtsvorgänger zu viel verbockt haben, will dann keiner hören.