Berlin. Neue Zahlen zeigen, wie stark der Preisanstieg bei Lebensmitteln zwischen 2020 und 2024 ausgefallen ist. Einige Produkte fallen auf.

Beim Blick auf den Einkaufszettel dürften derzeit selbst Besserverdiener kurz innehalten. Denn der Preisanstieg bei Lebensmitteln ist in den vergangenen Jahren noch größer ausgefallen als die allgemeine Inflationsrate. Zwar hat sich die Inflation jüngst wieder auf ein Normalmaß eingependelt, im Mai betrug sie nach vorläufigen Schätzungen noch 2,2 Prozent. Das heißt jedoch nicht, dass die Preise fallen – im Gegenteil.

Was derzeit jedoch oft vergessen wird: Bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der hierzulande vor allem die Energiepreise in die Höhe trieb, stiegen die Nahrungsmittelpreise. Eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts (Destatis) zeigt sehr detailreich, welche Lebensmittel in den vergangenen Jahren besonders teuer geworden sind. Die Auswertung erlaubt dadurch einen kleinen Einblick in die Preiswelt vor Pandemie, Krieg und Inflation. Eine Sache wird dabei schnell klar: Keins der von den Statistikern erfassten Lebensmittel ist heute günstiger als noch im Jahr 2020. Aber bei einigen fällt der Preisanstieg deutlich geringer aus als bei anderen.

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So ist etwa der Preis von Äpfeln gegenüber 2020 nur um 5,6 Prozent gestiegen. Das ist vergleichsweise moderat, betrachtet man die zehn Lebensmittel, bei denen der Preisanstieg am größten ausfiel. Beim Top-Mover (Produkt mit der höchsten Preissteigerung, d. Red.) Sonnenblumenöl stieg der Preis gegenüber 2020 laut Destatis um satte 87 Prozent, bei Zucker immerhin um 80,6 Prozent und Quark 77,1 Prozent.

ProduktPreisanstieg 2021*Preisanstieg 2022*Preisanstieg 2023*Gesamt ggü. 2020
Sonnenblumenöl/ Rapsöl11,1 65,3 1,9 87,0
Zucker4,013,952,480,6
Quark5,534,524,877,1
Stangenspargel11,822,724,671,0
Weizenmehl1,833,625,570,7
Margarine/ Pflanzenfett5,826,821,462,9
Kondensmilch3,424,72459,9
Erdbeerkonserve o. Ä.15,019,016,959,9
Ketchup2,816,233,759,8
Zwiebeln & Knoblauch0,510,044,059,1

*Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent

Insgesamt haben Nahrungsmittel sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um knapp mehr als 30 Prozent verteuert. Und bei einzelnen Produkten geht der Preisanstieg derzeit weiter. Bei Olivenöl etwa steigt der Preis auch 2024 von Monat zu Monat an – gegenüber 2020 hat er sich inzwischen mehr als verdoppelt. Einen Lichtblick für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es jedoch.

Denn zuletzt stiegen die Lebensmittelpreise weniger stark als die allgemeine Inflationsrate, 0,6 Prozent im Mai und 1,1 Prozent im Juni. Und nicht nur das: Einstige Top-Mover wie Sonnenblumenöl und Weizenmehl wurden in den vergangenen Monaten sogar günstiger.

Langfristig betrachtet ist die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern inmitten der enormen Inflation der vergangenen Jahre aber gesunken. Zwar wuchs das mittlere Haushaltseinkommen nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 2022 auf 2023 um 5,1 Prozent – die Teuerungsrate lag aber bei 5,9 Prozent. Das zeigen jüngste Daten, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der Behörde abgefragt hat. Vergleicht man die Jahre 2021 und 2023, ist die Lücke noch größer. „Die Deutschen sind deutlich ärmer geworden“, schlussfolgerte die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht am Montag.

mit dpa