Jena. Christdemokraten nehmen Stau wegen Löbdergraben-Sperrung zum Anlass, den Gegnern der beschlossenen Tangenten-Erweiterung ins Gewissen zu reden

Einmal mehr würden massive Staus in der Jenaer Innenstadt Frustration auslösen – nicht nur bei den Autofahrern, stellt die Jenaer CDU fest. Der Grund sei die Sperrung des östlichen Löbdergrabens, den viele von Süden kommende Ortskundige als Abkürzung in Richtung Weimar nehmen. Dadurch entstehe am Eisenbahndamm ein Nadelöhr, an dem der gesamte Verkehr nur über eine einzige Fahrspur abfließen könne.

In den Stoßzeiten seien massive Rückstaus auf die Stadtrodaer und Kahlaische Straße sowie das vollständige Erliegen des Verkehrs in der gesamten Innenstadt die Folge.

Folgen der Löbdergraben-Sperrung schon mehrfach erlebt

Für Guntram Wothly, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses und Chef der Jenaer CDU, ist dies keine neue Situation. „Bereits während der Sperrung der Fischergasse 2022 und der temporären Einrichtung eines Popup-Radweges 2023 haben wir gesehen, welche große Verkehrsströme der östliche Löbdergraben aufnimmt und welche Probleme seine Sperrung verursacht“, sagt Wothly.

Diese Erkenntnis sei entscheidend, da eine Verkehrsberuhigung des Löbdergrabens und damit die Ausweitung der Innenstadt zu zentralen stadtplanerischen Zielen von Verwaltung und Stadtrat zählen. „Das setzt allerdings voraus, dass die östliche Umfahrung am Eisenbahndamm diesen gesamten Verkehr aufnehmen kann. Deswegen kämpfe ich mit meiner Fraktion seit vielen Jahren mit ganzer Kraft für den Ausbau zur Osttangente.“

Weitere Nachrichten aus Jena:

Tangenten-Ausbau: „Ausschließlich Vorteile“

Die Verflüssigung des Verkehrs durch die Osttangente bietet aus Sicht der CDU-Fraktion ausschließlich Vorteile. Eine verbesserte Erreichbarkeit der Innenstadt komme Einzelhändlern und Gewerbetreibenden zugute, und Einpendler würden weniger Zeit auf der Straße vergeuden. Weniger Staus und flüssiger Verkehr schonten nicht nur die Nerven der Autofahrer, sondern auch jene von Passanten, Anwohnern und anderen Verkehrsteilnehmern.

Auch würden rollende Fahrzeuge weniger Schadstoffe ausstoßen als im Stau stehende. Vor allem aber entstehe der benötigte Freiraum, den Verkehr am Zentrum vorbei zu leiten und den neuen Inselplatzcampus in einen vergrößerten Innenstadtbereich einzubeziehen.

Pragmatische Politik nötig

Mit dieser Argumentation wendet sich die CDU gegen jene Fraktionen, die die Notwendigkeit des beschlossenen Ausbaus zur Osttangent in Zweifel ziehen und in der Öffentlichkeit Stimmung gegen das wichtigste Jenaer Infrastrukturprojekt seit Jahrzehnten machen. Stephan Wydra, der für seine Partei als Oberbürgermeisterkandidat zu den Kommunalwahlen am 26. Mai antritt, fordert die Zweifler zu „pragmatischer, lösungsorientierter Politik auf, anstatt abstrakte Theorien von steigenden Verkehrszahlen bei Straßenerweiterungen gegen das Projekt ins Feld zu führen“, heißt es in der CDU-Stellungnahme.

„Man kann Autos mögen oder nicht. Aber wer immer wieder argumentiert, die Autos verschwänden von allein, wenn man ihnen nur die Straßen nimmt, sei herzlich eingeladen, in der Innenstadt noch bis mindestens in den August 2024 hinein lehrreichen Anschauungsunterricht zu nehmen“, sagt Wydra.