Jena. Zum ersten Mal wird eine Woche der Betreuung organisiert, dazu haben sich verschiedene Akteure zusammengeschlossen und ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt.

Meist rücke das Thema erst dann in den Fokus, wenn der Bedarf bereits da sei. „Viel zu spät“, sagt Damaris Giese-Hanke. Als Querschnittbeauftragte des Jenaer BetreuungsvereinsGrenzenlos“ weiß sie, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Betreuung und Pflege präventiv auseinanderzusetzen. Sie findet, dass man bereits mit der Volljährigkeit das Thema auf den Tisch bringen müsste. Immerhin sei Pflege das größte Ehrenamt und gleichzeitig ein Armutsrisiko, sagt die Leiterin der Betreuungsbehörde der Stadt Jena, Caroline Jahr.

Betreuung und Pflege sind keine reinen Altersthemen

Leider würden Themen wie Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung von den allermeisten Menschen gern aufgeschoben, sagt auch Franziska Buchholz-Mann, die Leiterin des Jenaer Pflegestützpunktes. Betreuung und Pflege seinen Themen, mit denen sich viele erst im Alter beschäftigen wollen. „Das Thema Betreuung ist dabei viel mehr als ein Altersthema“, sagt Ursula Müller, die Teil der Geschäftsführung des Jenaer Grenzenlos-Vereins ist. Auch junge Menschen würden von Betreuern unterstützt – sei es aufgrund von psychischen Erkrankungen oder aufgrund von Behinderungen.

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Hier hakt Caroline Jahr ein: „Wir brauchen in Jena mehr Betreuer. Dringend. So viele, wie es nur irgend geht“, sagt sie. Betreuer unterstützen volljährige Menschen, die wegen psychischerStörungen oder körperlicher, geistiger oder seelischerBehinderungen ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können, erklärt Caroline Jahr. Wichtig sei es, zu verstehen, dass die betroffene Person, nicht durch einen Betreuer entmündigt werde, sondern weiterhin selbstbestimmt entscheide. In Jena seien 51 Berufsbetreuer tätig, die mehrere Menschen betreuen, und 287 ehrenamtliche Betreuer.

Die Leiterin der Betreuungsbehörde der Stadt Jena, Caroline Jahr hat die Woche der Betreuung mitinitiiert. 
Die Leiterin der Betreuungsbehörde der Stadt Jena, Caroline Jahr hat die Woche der Betreuung mitinitiiert.  © Funke Medien Thüringen | Jördis Bachmann

Was kostet Pflege und wo finde ich Hilfe in Jena?

Um das Thema Betreuung dahin zu bringen, wo es hingehöre, in die Mitte der Gesellschaft, hat der Grenzenlos-Verein nun in Kooperation mit der Jenaer Betreuungsbehörde eine erste „Woche der Betreuung“ geplant und sich für die Umsetzung viele kompetente Partner ins Boot geholt: den Jenaer Pflegestützpunkt, den SozialpsychiatrischeDienst, den Sozialdienst des Universitätsklinikums und das Hospiz.

Über den Verein „Grenzenlos“

Der Verein wurde im Jahr 2009 mit dem Ziel gegründet, behinderten Menschen Teilhabe zu ermöglichen und Lücken in der Betreuung zu schließen. Familienangehörige entlasten und Menschen in Notsituationen unterstützen, gehört zu den zentralen Aufgaben des Vereins. Als anerkannter Betreuungsverein führt „Grenzenlos“ außerdem rechtliche Betreuungen im Rahmen des Betreuungsgesetzes durch.

Die Akteure wollen das Thema, das durch den demografischenWandel, noch an Relevanz gewinne, ins Licht rückten. Sie wollen gemeinsam informieren, enttabuisieren und sensibilisieren. Wie kann ich Pflegeleistungen beantragen? Welche Wohnformen kommen für mich oder meine Angehörigen infrage? Was kostet Pflege? Welche Unterstützungsleistungen gibt es für Angehörige und Betroffene? Wo findet man Hilfe? Wie kann ich mich als ehrenamtlicher Betreuer engagieren?

All das sind Fragen, die während der Woche der Betreuung beantwortet werden. Dazu wurde von den Kooperationspartnern in der Zeit vom 13. bis zum 17. Mai ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Die Veranstaltung soll in den kommenden Jahren verstetigt werden und nach Möglichkeit um weitere Akteure wachsen.

Programm

Montag, 13. Mai

9 bis 12 Uhr: Die Betreuungsbehörde und Pflegestützpunkt der Stadt Jena stellen sich am Lutherplatz 3 vor.

15 bis 17 Uhr: Der Sozialpsychiatrische Dienst der Stadt Jena informiert zum Thema „Betreuung im Bedarfsfall bei seelischen Belastungen“. Ort: B59, Leutragraben 2-4

Dienstag, 14. Mai

10 bis 15 Uhr: Der Sozialdienst des Universitätsklinikums Jena stellt seine Arbeit vor und informiert unter anderem zum Thema „Notwendigkeiten der gesetzlichen Betreuung und Ehegattennotvertretung“. Ort: Magistrale des Uniklinikums, Am Klinikum 1

Mittwoch, 15. Mai

10 bis 17 Uhr: Tag der offenen Tür beim Grenzenlos e.V: informiert wird zu Themen wie: Was bedeutet gesetzliche Betreuung? Was sind Aufgaben eines Betreuers? Wie wird man Betreuer? Ort: Rathausgasse 4

Donnerstag, 16. Mai

10 bis 12 Uhr: Gesprächsrunde beim Grenzenlos e.V. zum Thema: Betreuung – ein Ehrenamt mit Verantwortung; Ort: B59, Leutragraben 2-4

16.30 bis 18 Uhr: Informationsveranstaltung des Grenzenlos e.V. zu Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung, Ort: Rathausgasse 4

Freitag, 17. Mai

9 bis 17 Uhr: Beratungs- und Informationstag zur Patientenverfügung des Hospiz Jena; Anmeldung für Beratungsgespräche unter der Telefonnummer 03641/4743310; Ort: Paul-Schneider-Straße 5

10 und 16 Uhr: Vorträge zum Thema Patientenverfügung beim Hospiz Jena; Ort: Paul-Schneider-Straße 5

9.30 bis 11.30 Uhr: Betreuungsbehörde der Stadt Jena zum Thema Registrierung und Eignungsprüfung bei Betreuern; Ort: Lutherplatz 3

Bei allen Veranstaltungen werden die Querschnittsbeauftragten des Grenzenlos e.V., Geschäftsbereich gesetzliche Betreuung, anwesend sein und die Tätigkeit des Betreuungsvereins, insbesondere die Beratung ehrenamtlicher Betreuer*innen vorstellen.

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