Pößneck. Unser Autor über Leserbriefe zu einer Buchbesprechung, den Rückenschwimmer Roland Matthes und die Würdigung herausragender Lebensleistungen im Stadtbild

In meinen vielen Jahren bei der OTZ habe ich im Pößnecker Lokalteil unzählige Bücher rezensiert. Und in all der Zeit habe ich dazu – abseits verschiedenartiger Reaktionen von Autoren, Verlagen oder auch Buchhändlern – vielleicht zwei Leserbriefe erhalten. Nun, diese Woche waren meiner Besprechung vom Montag gleich zwei Zuschriften nebst weiteren Reaktionen unter den Umständen vergönnt, dass ich mir vorher nicht sicher war, dass das Thema viele Leute interessieren würde.

Es geht um das Buch „Thüringer Persönlichkeiten - Vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ von Steffen Raßloff aus dem Sutton Verlag, in welchem ein zweiseitiges Kapitel dem Pößnecker Schwimmer Roland Matthes (1950-2019) gewidmet ist. Vor allem meine These, dass der vierfache Olympiasieger ein unverdientes Schattendasein in seiner Heimatstadt fristet, scheint manchen Nerv getroffen zu haben.

Taube Ohren

„Ich muss Ihnen Recht geben, Roland Matthes wird in unserer Stadt nicht gut gewürdigt“, schrieb mir eine Pößneckerin mit dem Hinweis, dass der erfolgreichste Rückenschwimmer aller Zeiten immerhin gelegentlich bei Stadtführungen erwähnt werde. Und ein Pößneck verbundener Saalfelder mailte mir, dass er nach Matthes‘s viel zu frühem Tod von 2019 bei der Stadt angeregt habe, dem Erfurter Beispiel zu folgen und das Stadtbad im Namen Matthes zu widmen – „leider keine Reaktion“. Einem weiteren Hinweis zufolge sei auch eine Initiative, Matthes zu Lebzeiten die Pößnecker Ehrenbürgerschaft zu verleihen, auf taube Ohren gestoßen.

Marius Koity ist Redakteur in Pößneck und OTZ-Redaktionsleiter für den Saale-Orla-Kreis.
Marius Koity ist Redakteur in Pößneck und OTZ-Redaktionsleiter für den Saale-Orla-Kreis. © Andreas Wetzel | Peter Cissek

Tatsächlich tut man sich in Pößneck etwas schwer mit der Würdigung herausragender Lebensleistungen und außergewöhnlicher Biografien, die politisch eventuell unbequem sind. Und freilich haben die Stadtväter gerade genug um die Ohren. Wenn aber die Wahlen überstanden sind und Dinge wie die Landesgartenschau etwas Luft lassen, sollte man sich vielleicht trotzdem und grundsätzlich die Frage stellen, warum man im Stadtbild etwa Franz Xaver Gabelsberger – nichts gegen den Mann, aber schlagen Sie da mal nach! – würdigt, Roland Matthes und ein paar andere Pößneckerinnen und Pößnecker aber nicht.