Herzogenaurach. Nach Füllkrugs Tor gegen die Schweiz ist die Diskussion um die Mittelstürmer-Position wieder entbrannt. Zwei DFB-Legenden äußern sich.

Rund um die Fußball-Nationalmannschaft im EM-Quartier in Herzogenaurach gab es in dieser Woche vor allem ein Thema: Mücken. Nachdem Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 1:1 gegen die Schweiz am Sonntag in einem Nebensatz sagte, dass es im Homeground von Adidas eine „abartige Mückenplage“ gebe, sorgt sich die Fußballnation um die zerstochenen Beine der DFB-Auswahl. Am Mittwoch reiste sogar ein ProSieben-Team von „taff“ nach Herzogenaurach, um den Mücken auf die Spur zu gehen.

Niclas Füllkrug räumte die Diskussion am Mittwoch aber mit einem einfachen Satz ab. „Alles halb so wild. Das nehmen wir in Kauf für das schöne Wetter“, sagte der Mittelstürmer und grinste so, wie er am Sonntagabend in der Interviewzone grinste nach seinem späten Ausgleichstor gegen die Schweiz. Seitdem läuft neben der Mücken-Diskussion noch eine weitere in Fußball-Deutschland, die Füllkrug aber noch nicht abräumen konnte. Im Gegenteil. Mit seinem Kopfballtreffer hat er die Debatte wieder befeuert, wer für die DFB-Elf stürmen sollte: Kai Havertz oder eben Füllkrug?

Nagelsmann hatte sich schon vor der EM auf die Rollenverteilung festgelegt. Havertz ist im Sturm gesetzt, Füllkrug der Herausforderer, der von der Bank kommt. Nachdem Havertz mit vier vergebenen Kopfballchancen gegen die Schweiz ein wenig schwächelte und Füllkrug wie schon beim Auftakt gegen Schottland mit seinem ersten Abschluss traf, ist die Rollenverteilung von Nagelsmann mal wieder ins Rollen geraten.

Rudi Völler macht sich für Kai Havertz stark

Sportdirektor Rudi Völler, einst selbst Mittelstürmer der Nationalmannschaft (47 Tore in 90 Länderspielen), machte am Mittwoch ein wenig Werbung für Havertz. Den 25-Jährigen hatte er als Sportdirektor bei Bayer Leverkusen 2010 selbst von Alemannia Aachen geholt. „Kai ist enorm wichtig für die Mannschaft mit der Art und Weise, wie er arbeitet, wie er die Bälle hält vorne, wie er sie fordert. Das merken auch die Mitspieler“, sagte Völler.

Insbesondere in der Spielphilosophie der deutschen Mannschaft mit vielen Pässen und Kombinationen durch die Halbräume sei Havertz für ihn die richtige Besetzung. „Du brauchst auch einen spielenden Mittelstürmer, das kann Kai wunderbar lösen“, sagte Völler. 

Niclas Füllkrug mit Topquote in der Nationalmannschaft

Dem gegenüber steht die Quote von Füllkrug. In der Nationalmannschaft trifft der 31-Jährige alle 58 Minuten. 13 Tore waren es bislang in nur 19 Spielen, in denen er nur ein Mal über 90 Minuten spielte. Havertz, der gegen Dänemark sein 50. Spiel für Deutschland absolvieren wird, erzielte bislang „nur“ 17 Tore im DFB-Trikot. Deswegen plädiert auch Europameister Horst Hrubesch für Füllkrug: „Man hat wieder gesehen, was man bewirken kann, wenn du einen kopfballstarken Stürmer hast wie Füllkrug, und einen, der flanken kann, wie David Raum. Das sind die einfachen Dinge, die funktionieren“, sagte das frühere Kopfballungeheuer im Podcast „Pur der HSV“.

Es geht auch gemeinsam: Niclas Füllkrug (Mitte) und Kai Havertz (l.) standen beim Tor zum 1:1 gegen die Schweiz beide auf dem Platz.
Es geht auch gemeinsam: Niclas Füllkrug (Mitte) und Kai Havertz (l.) standen beim Tor zum 1:1 gegen die Schweiz beide auf dem Platz. © DPA Images | Arne Dedert

Füllkrug selbst kann mit seiner bisherigen Rolle gut leben. „Ich würde es sofort unterschreiben, wenn wir Europameister werden und ich weiter von der Bank komme. Der Trainer wird entscheiden, wer der richtige Stürmer für Dänemark ist“, sagte Füllkrug, der sich nun auf sein Heimspiel in Dortmund freut. „Es fühlt sich so ein bisschen sommermärchenmäßig an. Es macht Spaß, einer der Hauptprotagonisten zu sein.“

Am Samstag wird der BVB-Stürmer aber zunächst wieder einer der Nebendarsteller sein. Um dann nach seiner Einwechslung wieder die Hauptrolle zu übernehmen. 

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