Jena. 1998 kamen Ausdauerläufer aus Jena auf die Idee, mit einem Roller die 168,3 Kilometer durch den Thüringer Wald zu absolvieren.

Nach den beiden Rennsteigrekorden, über die in den vergangenen Beiträgen berichtet wurde, soll die heutige Geschichte vom dritten Guinnessbucheintrag des USV Jena handeln. Anregung dazu gaben die Berichte in den Medien, dass bei Bad Klosterlausnitz auf der ehemaligen „Holzland-Radrennstrecke“ die „Deutschen Meisterschaften – Langdistanz“ im Tretrollerfahren stattfanden.

Der „Deutsche Tretrollerverband“ wurde 2010 gegründet und richtet diese Meisterschaften auf einer Strecke aus, die in den 1970er Jahren für die „Radsport-Olympiakader“ der DDR gebaut worden war. Auch Nachwuchskader von der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Carl Zeiss Jena-Süd durften hier trainieren. Nach 1990 geriet die Anlage in Vergessenheit und wurde unter anderem zum Holztransport genutzt. Für das Tretrollerrennen wurde die Strecke wieder hergerichtet. Rollerfahrten Erwachsener gab es aber in Thüringen schon in den späten 1990er Jahren, nachdem in Nordhausen solche straßentaugliche Roller gebaut wurden.

1998 hatten Ausdauerläufer aus Jena die Idee, dass man mit einem solchen Roller doch über den gesamten Rennsteig (168,3km) fahren könnte. Am 29. Juni 1998, früh um 3 Uhr 35, bei Tagesanbruch starteten Sandra Weihs, Alexander Bartsch und Hans-Georg Kremer vom USV Jena in Hörschel und genau nach 19 Stunden und 57 Minuten kamen sie in Blankenstein an. Die reine Fahrtzeit betrug 15 Stunden und 48 Minuten.

Höchstgeschwindigkeiten von über 50 km/h wurden auf Straßenstücken erreicht. Die niedrigste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einem Teilstück lag bei 8,9 km/h. Dies war der Abschnitt über den Inselsberg, bei dem mehr als 600 Höhenmeter überwunden werden mussten. Nach sportmedizinischen Erkenntnissen von früheren Rekordläufen wurde besonderer Wert auf regelmäßiges Trinken gelegt. Zwischen 10 und 14 Litern lag der Flüssigkeitsverbrauch. Das fünfköpfige Serviceteam unter Leitung von Maik Masuhr sorgte an jedem der elf Verpflegungspunkte für optimale Bedingungen. Die ständige Wartung der drei Roller hatten Techniker des Fahrradhauses Kirscht übernommen. Möglich wurde die Rekordfahrt auch durch die Unterstützung Jenaer Softwarefirma EQUIcon, deren Geschäftsführer Dr. Galler, sogar selber an der Strecke und im Ziel stand. Zeitweilig begleitete ein Team von Journalisten und Kameraleuten des MDR die Tretrollerfahrer.

Mit dieser Fahrt sind gleich zwei neue Rennsteigrekorde aufgestellt worden. Bis dahin gab es keine Rollerfahrt über den Rennsteig, und es ist noch keiner Frau gelungen, den gesamten 168,3 km langen Rennsteig in einem Stück ohne Übernachtung zu absolvieren. Die damals 24-jährige Jenaer Jurastudentin ist die erste Frau, die eine solche ausdauersportliche Höchstleistung vollbrachte.