Erfurt. Hardrock-Hymnen, die auch ohne fliegende Schweine überzeugten. Christian Werner über das Album „Lights out“ von Ufo.

Pink Floyd und Ufo haben mehr Gemeinsamkeiten als man vermuten würde:

  • 1. Beide Bands kommen aus Großbritannien.
  • 2. Beide Bands haben für Albumcover mehrfach das berühmt-berüchtigte Designstudio Hipgnosis engagiert.
  • 3. Beide Bands (und Hipgnosis) haben für die Optik eines ihrer jeweils bekanntesten Alben im Jahr 1977 das Londoner Kohlekraftwerk Battersea Power Station als Kulisse genutzt.

Auf dem Cover von Pink Floyds „Animals“, im Januar 1977 erschienen, fliegt ein aufblasbares Schwein über dem Kraftwerk; auf „Lights out“ von Ufo, im Mai veröffentlicht, stehen Sänger Phil Moog (vorn) und Gitarrist Michael Schenker in den Eingeweiden des Energieerzeugers. Beide maskulin-lasziv gekleidet in Overalls.

Erfolg mit Rocksongs trotz Punk-Boom

„Lights out“ wird eines der erfolgreichsten Alben von Ufo. Ausgerechnet in dem Jahr veröffentlicht, in dem Punk seinen Siegeszug antritt, etabliert sich die Band mit der Platte als einer der führenden Vertreter des Hardrocks. Die englische Band hat seit dem Einstieg des deutschen Jungspundes Schenker (vorher bei den Scorpions) einen Lauf, der nur etwas von den vergleichsweise mauen Verkaufszahlen und Chartplatzierungen des Vorgängers „No heavy Petting“ unterbrochen wird.

Das Cover des Albums „Lights out“ der Band Ufo aus dem Jahr 1977.
Das Cover des Albums „Lights out“ der Band Ufo aus dem Jahr 1977. © Chrysalis/Proper/Bertus

Moog, aber auch zu großen Teilen Schenker bestimmen das Songwriting, der neue zweite Gitarrist und Keyboarder Paul Raymond erweitert das Soundgefüge wohltuend. Das Album liefert zwar keinen größeren Single-Hit, jedoch Songs, die inzwischen als Klassiker der Band gelten wie „Too hot to handle“, das Titelstück oder das zwischen Prog-Rock und Symphony-Rock changierende „Love to love“. Von der Band Love covern sie „Alone again or“.

Remasterte Edition von „Lights out“

Eine remasterte Edition des Albums erscheint aktuell mit weiteren Trademark-Songs der Gruppe wie das unvermeidliche „Doctor, Doctor“ oder „Rock Bottom“, die Teil des ersten Konzerts der Tour 1977 im Londoner Roundhouse sind. Dieser qualitativ hochwertige Mitschnitt ist das Bonusmaterial auf der Dreifach-LP oder Doppel-CD. Die CD-Variante bietet außerdem drei weitere Versionen von Songs der Platte.

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Wie auf den Alben zuvor, spielt die Cover-Ästhetik eine besondere Rolle und lässt mehrere Interpretationen zu. Laut der Band und dem Inhalt des Titelsongs über eine Londoner Dystopie, war einer der Anlässe die Ausschreitungen zum berühmten Carnival im Stadtteil Notting Hill ein Jahr zuvor, bei dem Hunderttausende Einwanderer für ihre Rechte demonstrierten.

Andere Deutungen liegen ebenfalls im sozial-politischen: Der „Lichter aus“-Spruch könnte auch zu den seinerzeit bewusst herbeigeführten Stromausfällen passen, den die Gewerkschaften als Mittel im Arbeitskampf mit der Regierung nutzten.

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