Erfurt. Im Sommer 1997 spielt Portishead in New York ein intensives Konzert. Jetzt erscheint „Roseland NYC Live“ in einer neuen, erweiterten Edition.

Die Musik von Portishead ist eine der Wundertüten der 90er-Jahre. Soll heißen: Das Trio um Frontfrau Beth Gibbons hat mit seinem Ansatz aus Soul, Funk, Jazz, Filmmusik, Chillout und Hip-Hop so etwas wie sein eigenes Genre geschaffen. Und wandelt auf den Spuren von Sounderneuerern wie Talk Talk.

Trip-Hop wurde und wird dieser neue Mix zuweilen genannt. Auch, weil die Gruppe aus Bristol kommt, der Hochburg des Trip-Hops, die Bands wie Massive Attack hervorbrachte. Portishead selbst hat sich diesem Genre jedoch nie zugehörig gefühlt.

Konzert mit Mitgliedern des New York Philharmonic Orchestras

Im Juli 1997, zwei Monate vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Portishead“, spielt die Band im traditionsreichen New Yorker Roseland Ballroom ein Konzert mit Mitgliedern des New York Philharmonic Orchestras. Der Auftritt wird allerdings erst im Herbst 1998 als Album „Roseland NYC Live“ veröffentlicht.

Das Cover des Albums „Roseland NYC Live 25“ von Portishead.
Das Cover des Albums „Roseland NYC Live 25“ von Portishead. © Universal Music

Die Kombination des Trios mit dem klassisch geschulten Klangkörper ist eine Fortführung und Intensivierung der Soundlandschaften, die die Band in ihrem Werk erkundet. Denn: Das Orchester wirkt nicht wie ein Fremdkörper, der Teile der Studioaufnahmen ersetzen muss.

Einen Monat haben Band und Sinfoniker für den Auftritt geprobt. Es hat sich gelohnt: Die klassischen Instrumente gehen eine gelungene Symbiose mit der Band und den Samples ein. Einige wirken wuchtiger, viele sogar eindringlicher, als die Studioaufnahmen, etwa „Roads“, das live erst seine dramatisch-schwelgerische Kraft voll entfaltet.

Mehr Songs, klanglich restauriert

Das Roseland gibt es nicht mehr, 2014 musste die Venue dem Neubau eines Wolkenkratzers weichen. Das Live-Album von Portishead hingegen bekommt ein zweites Leben: Zum 25. Jahrestag veröffentlicht die Band die Platte remastered und erweitert unter dem Titel „Roseland NYC Live 25“.

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Zur Politur des ohnehin schon gelungenen Klangbilds kommen einige inhaltliche Neuerungen: Die Songs „Sour Times“ und „Roads“ stammen nun tatsächlich von dem Konzert in New York. Bei der Erstveröffentlichung wurden sie noch durch Mitschnitte anderer Auftritte ersetzt. Und: Die Songs „Undenied“ und „Numb“ waren bisher nur auf dem begleitenden Konzertfilm zu hören (und zu sehen), „Western Eyes“ sogar nur im Abspann der DVD.

Alle drei erweitern die Tracklist auf insgesamt 14 Stücke. Das zweite Studioalbum der Band stellt mit nunmehr acht Songs die Mehrzahl, obwohl es zum Zeitpunkt des Konzerts noch nicht veröffentlicht ist.

Eine Chance hat die Band allerdings vertan: Die nervigen Ein- und Ausblendungen der Tracks künden leider immer noch von der geänderten Reihenfolge der Songs, im Gegensatz zum Originalkonzert.

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