Erfurt. Die Sonne scheint, nur vereinzelt tropft am Nachmittag Regen auf die Teilnehmer der Großveranstaltung in Erfurt. Am Abend dann aber müssen die Outdoor-Veranstaltungen erst unter-, dann gänzlich abgebrochen werden.

„Schwein gehabt“, sagt am Samstag um 16 Uhr Feuerwehrsprecher Lars Angler: Erfurt ist bis dato von Unwetter oder Hochwasser verschont geblieben. Das sah noch am Morgen desselben Tages ganz anders aus: Von einer bis zu vier Meter hohen Flutwelle der Gera, die insbesondere den Deich in Molsdorf überspült hätte, waren die Einsatzkräfte da noch als möglichem Szenario ausgegangen.

Gegen 20.30 Uhr wird dann per Katholikentags-App den Teilnehmern mitgeteilt, dass das Open-Air-Programm ab 20.45 Uhr beendet werden muss. Tatsächlich fängt es wenige Minuten später an wie aus Eimern zu schütten. Die Zelte, die auf Plätzen und Straßen in Erfurt stehen, sind da bereits gesichert. Sie böten den Teilnehmenden bei Gewitter ohnehin keinen Schutz.

In der Barfüßerruine werden eilig Bühnentechnik und Bierbänke weggeräumt. Gegen 20.45 Uhr wird auch das gerade erst begonnene Konzert von Stiehler & Lucaciu auf der großen Hauptbühne vor den Domstufen beendet. Unter Donnergrollen wünschen die Musiker dem Publikum einen sicheren Nachhauseweg. Anliegende Gaststätten haben sich da schon deutlich gefüllt, Menschen suchen unter Sonnenschirmen Schutz vor dem Regen. Immerhin die Indoor-Veranstaltungen am Abend sind von dem Unwetter nicht betroffen und werden laut Katholikentags-App uneingeschränkt beibehalten. „Das Open-Air-Programm wird morgen mit dem Schlussgottesdienst fortgesetzt“, teilt die App außerdem mit.

Für den Ernstfall vorbereitet

Bis kurz nach 16 Uhr hatte in der Stadt noch durchgehend die Sonne geschienen. Keine Spur von Dauerregen. Und auch wenn Erfurt nicht gänzlich vom Regen verschont blieb und es stellenweise schon am Nachmittag zu Niederschlägen und kurzen Schauern kam, blieb die Lage doch insgesamt entspannt. Die Pegel in Möbisburg waren von ungewöhnlichen Höhen den ganzen Samstag lang weit entfernt und die Tendenz stets sinkend, so Angler.

Die Einsatzkräfte hatten sich aufs Schlimmste vorbereitet: Sogar Evakuierungspläne für Bewohner der anliegenden Gebiete der Gera waren besprochen worden. Nichts davon musste umgesetzt werden. In Bischleben wäre das Hochwasser ein erster Belastungstest für die neu errichtete Schutzanlage gewesen, auf den das Betonmauerwerk nun noch warten muss. Gerade mal eine einzelne Reihe Sandsäcke hätten die Einsatzkräfte vorsorglich auf dem Deich in Molsdorf aufgebracht, um diesen zu schützen. Die Säcke - so die Prognose am Samstagnachmittag - würden wohl keinesfalls vom Wasser erreicht, so Angler. Schließlich habe es nur vereinzelt normale Gewitterzellen gegeben, der angekündigte Starkregen blieb im Bereich Erfurt aus. „Die Lage ist insgesamt entspannt“, so Angler am Samstagnachmittag. Auch im Thüringer Wald seien die starken Regenfälle, die als Zufluss die Gera hätten anschwellen lassen, weitestgehend unter den Erwartungen geblieben.

Fest steht: „Die Einsatzkräfte waren umfänglich vorbereitet auf den Ernstfall“, wie Angler sagt. So hätte es für den Katholikentag mit seinen tausenden Besuchern einen dreistufigen Plan gegeben, der als Reaktion auf eine Unwetterlage von kurzen Unterbrechungen bis zu einer gänzlichen Absage der Veranstaltung geführt hätte.