Erfurt. Mit punkigen Tönen und einer klaren politischen Aussage steht die gebürtige Thüringerin Sarah Lesch am 26. April 2024 in Erfurt auf der Bühne. Wir haben sie über ihre neue Musik ausgefragt – und was es mit einem ganz bestimmten Lied auf sich hat.

„Ich bin links, queer und feministisch! Deal with it“, sagt Sarah Lesch und setzt damit den Ton für ihr neues Album „Gute Nachrichten“. Die in Altenburg geborene Liedermacherin kommt mit Band am Freitag, 26. April 2024, ins HsD in Erfurt. Vorab haben wir mit ihr gesprochen, um den Eintritt in ihre neue Ära näher zu beleuchten. Begleitet wurde sie dabei von Vogelgezwitscher – telefoniert hat sie mit uns, während sie auf der Terrasse ihres Lieblingscafés saß.

In der Ankündigung für Ihre Tour und Ihr neues Album heißt es, dass Sie Ihr Liedermacherinnen-Image umkrempeln und eine neue Ära mit „Gute Nachrichten“ einläuten. Welche Veränderungen haben denn bei Ihnen stattgefunden?

„Neue Ära“ klingt so gewaltig. Aber es ist schon viel passiert. Vorher gab es immer nur mich und meine Gitarre auf der Bühne, aber was ich eigentlich mag, sind harte Klänge und ordentlich Schlagzeug aus Richtung Metal und Punk. Das habe ich zum ersten Mal auf einem meiner Alben umgesetzt. Eigentlich überlegte ich nur, welche Musik ich gerne machen würde, wenn mich nichts zurückhält. Ich bin auf eine gewisse Art und Weise erwachsener geworden in den letzten Jahren. Mutiger, klarer, auch unerschrockener. Ich fragte mich: Wenn ich nicht Sarah Lesch wäre, welche Musik gäbe es dann von mir? Diese Musik ist in meinem neuen Album zu hören.

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Was hat diese Veränderung ausgelöst?

Da gab es viele Gründe. Wachstum ist ein Auf-und-Ab und mit viel Schmerz und Angst verbunden. Ich habe immer den nächsten Schritt gemacht und auch eine gehörige Portion Mut dafür gebraucht, bis ich an dieser Stelle angekommen bin.

Sie sagten einmal, dass andere Leute Sie häufig als „Mutmacherin“ bezeichnen. Wer macht Ihnen Mut?

Natürlich meine selbst gewählte Familie. Die Leute, die mir sehr nah sind, die gemerkt haben, dass ich einfach nicht mehr richtig glücklich bin. Die mir Kraft gaben, auch wenn ich mal gezweifelt habe und dachte: Das war jetzt ganz falsch, ich muss wieder zurück. Meine eigenen Lieder geben mir ebenfalls viel Mut. Ich höre sie und erinnere mich: Ach ja, stimmt, ich habe das ja schon einmal gewusst. War schon einmal an dem Punkt in meinem Leben, an dem ich eine klarere Sicht hatte. Natürlich stärken mich auch viele Lieder von anderen Musikerinnen und Musikern.

Zweifel kann in Ihrem neuen Album wenig hören. Darin geben Sie selbstsicher Ihre Meinung preis. Es wird sehr politisch, gerade mit „Nie wieder“ und „Der letzte Faschist“. Sie sind gebürtige Thüringerin – Wie finden Sie die politische Entwicklung im Bundesland?

Ich kann nicht von Zahlen, sondern nur von dem sprechen, was ich empfinde. Natürlich sehe ich eine Entwicklung, die mir Sorgen macht. Aber trotzdem begegne ich vielen Leuten, die Berührungspunkte haben. Ich finde es ganz schlimm, wenn pauschal gesagt wird: „Im Osten da wohnen die Nazis.“ Das stimmt nicht. Die gibt es überall. Wichtig sind die Begegnungen, das Menschliche. Du kannst auch Leuten begegnen, die sich für ganz links und „woke“ halten und dann doch die größten Rassisten sind. Das finde ich schlimmer als Menschen, die etwas plump ihre Meinung sagen, aber doch berührbar im Herzen sind. Wir alle müssen versuchen, explizit antirassistisch zu handeln und tief menschlich miteinander umzugehen. Brücken zu bauen ist wichtig, wobei ich mit meiner Musik auch mal weniger Brücken baue und mehr mit der Faust auf den Tisch haue, um Streit anzuregen. Streit kann viel helfen. Wenn es Pflanzen nicht so gut geht, dann kann man sie am Stamm packen und einmal durchschütteln, damit sie besser wachsen und stärker werden. Das braucht auch unsere Gesellschaft: Ich würde sie gern am Stamm packen und ordentlich durchrütteln.

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Bei all den ernsten Themen, die Sie ansprechen, mit Liedern wie „Spaltung der Gesellschaft“ oder „Nie wieder“, wirkt „Holzofenpunker Pierre“ dann doch sehr lustig im Gesamtbild. Was hat es mit diesem Lied auf sich? Wollten Sie das Album auflockern? Oder die Zuhörer überraschen?

Das ist ein Song, der wirklich nur aus meinem Herzen gesprudelt kam. (Sie lacht.) Ich habe diesen Pierre getroffen, von dem ich im Lied erzähle, und er war so cool. Ich habe ihn angesehen und gedacht, dass ich diesem Mann bis ans Ende der Welt folgen würde – und da ist der Song entstanden. Ohne große Hintergedanken. Am Anfang überlegte ich sogar noch, ein ganzes Album nur mit solchen „doofen“ Songs zu machen. Dafür schrieb ich erstmal Titel auf wie „Mit 40 km/h in die Nazibar“. Aber weil ich den Entschluss fasste, bei „Gute Nachrichten“ zu tun, worauf ich Bock habe, wurde „Holzofenpunker Pierre“ einfach mit hineingeworfen.

Das Konzert von Sarah Lesch findet am 26. April 2024 in Erfurt im HsD, Juri-Gagarin-Ring 140a, statt. Beginn ist 20 Uhr. Tickets gibt es auf: www.ticketshop-thueringen.de