Erlangen. Die wichtigste Auszeichnung für Comic-Kunst und grafische Literatur im deutschsprachigen Raum wird beim Internationalen Comic-Salon in Erlangen zum 21. Mal vergeben.

Die Schweizerin Anna Sommer ist beim 21. Internationalen Comic-Salon Erlangen als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin ausgezeichnet worden. Die in Zürich lebende Zeichnerin bekam dafür den mit 10.000 Euro dotierten Max-und-Moritz-Preis. Die Auszeichnung wurde in verschiedenen Kategorien bei einer Gala am Abend des 31. Mai im Erlanger Markgrafentheater vergeben. Der Max und Moritz-Preis, von der Stadt Erlangen im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Comic-Salons verliehen, gilt als wichtigste Auszeichnung für Comic-Kunst und grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. 25 Titel waren von einer Jury nominiert worden.

Max-und-Moritz-Preis 2024: Die Gewinner

Anna Sommer (Zweite von rechts) ist als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin ausgezeichnet worden. 
Anna Sommer (Zweite von rechts) ist als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin ausgezeichnet worden.  © Internationaler Comic-Salon Erlangen | Erich Malter
Barbara Yelin, hier bei ihrer Dankesrede, hat den Max-und-Moritz-Spezialpreis bekommen.
Barbara Yelin, hier bei ihrer Dankesrede, hat den Max-und-Moritz-Spezialpreis bekommen. © Internationaler Comic-Salon Erlangen | Erich Malter
Der Sonderpreis für herausragendes Lebenswerk geht an Joann Sfar (Zweiter von links).
Der Sonderpreis für herausragendes Lebenswerk geht an Joann Sfar (Zweiter von links). © Internationaler Comic-Salon Erlangen | georg pöhlein
Sonderpreisträger Joann Sfar bei seiner Dankesrede.
Sonderpreisträger Joann Sfar bei seiner Dankesrede. © Internationaler Comic-Salon Erlangen | Erich Malter
Den besten Comic für Kinder hat sie gezeichnet: Tanja Esch bekommt den Max-und-Moritz-Preis für
Den besten Comic für Kinder hat sie gezeichnet: Tanja Esch bekommt den Max-und-Moritz-Preis für "Boris, Babette und lauter Skelette". © Internationaler Comic-Salon Erlangen | Erich Malter
Gruppenbild mit Preisträgern: die Verleihung des Max-und-Moritz-Preises 2024 beim Internationalen Comic-Salon Erlangen
Gruppenbild mit Preisträgern: die Verleihung des Max-und-Moritz-Preises 2024 beim Internationalen Comic-Salon Erlangen © Internationaler Comic-Salon Erlangen | Erich Malter
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Anna Sommer überzeugte die Jury,weil in ihren Arbeiten, so die Begründung, nichts ganz so ist, wie es zu sein scheint. „Ob Comics, Illustrationen oder künstlerische Arbeiten, ob Federzeichnungen, Radierungen oder Papierschnitte – durch ihre Arbeit ziehen sich subtile Risse. Inhaltlich sucht sie gerne die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge, Schein und Sein auf. Formal arbeitet sie mit vielen, sehr unterschiedlichen Techniken. Diese ästhetische Vielfalt und inhaltlichen Ambivalenzen machen ihre Arbeit überraschend, reich und spannungsvoll“, urteilte die Jury des Weiteren.

Der Preis für den Besten Sachcomic geht an „United Queerdom“ von Kate Charlesworth (Übersetzung: Hanna Reininger, Carlsen). „Eigensinnig, bunt und persönlich“, befindet die Jury: Kate Charlesworth, geboren 1950, zeichne ein Panorama der Vorreiter*innen eines selbstbestimmten queeren Lebens und erzähle ganz nebenbei auch ihre eigene lesbische Coming-Out-Geschichte.

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„Fürchten lernen“ von Nando von Arb (Edition Moderne) ist als bester deutschsprachiger Comic ausgezeichnet worden.Darin setzt er sich mit den Ängsten, Angststörungen und Panikattacken auseinander, die sein Leben seit seiner Kindheit prägen. „Die Angst vor dem Dunkeln, die Angst vor Albträumen, die Angst vor Krankheit und Tod, aber auch die Angst vor den anderen, vor dem sozialen Druck, vor dem Scheitern. Diese Ängste und seine Bemühungen, sie zu zähmen, schildert von Arb auf persönliche, ehrliche und berührende Weise. Zeichnerisch ist ‚Fürchten lernen‘ schlicht spektakulär“, urteilt die Jury.

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„Hör nur, schöne Márcia“ hat nach Ansicht der Jury alles, was es für eine mitreißende Geschichte braucht: „Den intensiven Konflikt zwischen einer Mutter und einer Tochter. Eine Favela in Rio de Janeiro als explosives Setting. Einen Drogenkrieg für die Action.“ Deshalb ist das Werk von Marcello Quintanilha (Übersetzung: Lea Hübner, Reprodukt) mit dem Max-und-Moritz-Preis für das beste internationale Produkt ausgezeichnet worden.

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Der Max und Moritz-Preis für den besten Comic für Kinder geht an „Boris, Babette und lauter Skelette“ von Tanja Esch (Kibitz). „Auf amüsante und ganz selbstverständliche Weise nähert sich Tanja Esch in diesem unterhaltsamen Buch dem Thema der Identitätssuche und des Andersseins“, begründet die Jury ihre Wahl. Boris erhält von seiner Nachbarin Lynette deren „Haustier“, das sie als Hamster gekauft hat. Doch ein Hamster ist Babette nicht und auch die anderen Versuche, sie einer Tierart zuzuordnen, misslingen. HIER geht es zur Rezension dieser Zeitung.

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„Der Letzte löscht das Licht“ von Tobias Aeschbacher (Helvetiq) ist ausgezeichnet worden als bestes deutschsprachiges Comic-Debüt. Dieser Preis ist mit 1000 Euro dotiert. Aus der Jury-Begründung: „Drei Gauner dringen in ein unscheinbares Mehrfamilienhaus ein. Sie suchen eine Tasche – finden aber eine Katze, eine Cannabisplantage, allerhand Waffen, die Asche eines Verstorbenen, andere Gangster. Und den Tod. Denn alles läuft schief, was nur schieflaufen kann. Am Schluss sind alle tot. Wie bei Shakespeare. Oder bei Tarantino.“

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Zum achten Mal wurde zudem ein Max und Moritz-Publikumspreis ausgelobt, für den im Internet nominiert und abgestimmt werden konnte. Sieger in dieser Kategorie ist „Nichtlustig. Cartoons 2022–2024“ von Joscha Sauer (Nichtlustig Verlag).

Dieser Sammelband mit Nicht-Lustig-Cartoons wurde im Internet zum Publikumspreisträger gewählt.
Dieser Sammelband mit Nicht-Lustig-Cartoons wurde im Internet zum Publikumspreisträger gewählt. © Nicht-Lustig-Verlag | Joscha Sauer
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Mit dem Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk wurde – wie schon im Vorfeld der Preisverleihung bekannt gegeben – der französische Künstler Joann Sfar geehrt. Seine Bücher kreisen um das Judentum, Glauben und Philosophie, reagieren auf politische und gesellschaftliche Ereignisse und beschäftigen sich mit Fragen der Biografie. Mit über 160 Publikationen ist Joann Sfar seit mehr als zwanzig Jahren ein großer und wichtiger Erneuerer des französischen Comics. Sein in Deutschland bekanntestes Werk ist die 2001 gestartete Serie „Die Katze des Rabbiners“, die schon 2004 mit einem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet wurde. „Der Kater eines Rabbiners aus Algier, der, nachdem er einen Papagei gefressen hat, sprechen kann und als ironischer Kommentator seine philosophischen und religiösen Ansichten mitteilt, gehört zweifellos zu den genialsten FigurenErfindungen der jüngeren Comic-Geschichte“, heißt es von der Jury.

Comic-Salon Erlangen zeigt erste Werkschau von Joann Sfar in Deutschland

„Die Katze des Rabbiners“ ist Sfars in Deutschland bekanntestes Werk. Mittlerweile gibt es zwölf Bände, Band elf undzwölf erscheinen im Herbst 2024 auf Deutsch. Die sprechende Katze des Rabbiners begleitet die Protagonisten der Serie durch die jüdische Kultur und die politischen Ereignisse des historischen Algeriens. Hier das Cover von Sammelband 2.
„Die Katze des Rabbiners“ ist Sfars in Deutschland bekanntestes Werk. Mittlerweile gibt es zwölf Bände, Band elf undzwölf erscheinen im Herbst 2024 auf Deutsch. Die sprechende Katze des Rabbiners begleitet die Protagonisten der Serie durch die jüdische Kultur und die politischen Ereignisse des historischen Algeriens. Hier das Cover von Sammelband 2. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Das ist das Cover von Gesamtausgabe 5 der „Katze des Rabbiners“.
Das ist das Cover von Gesamtausgabe 5 der „Katze des Rabbiners“. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Diese Seite ist aus der Gesamtausgabe 5 von „Die Katze des Rabbiners“.
Diese Seite ist aus der Gesamtausgabe 5 von „Die Katze des Rabbiners“. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Einen Ausschnitt aus Gesamtausgabe 5 der „Katze des Rabbiners“ zeigt diese Seite.
Einen Ausschnitt aus Gesamtausgabe 5 der „Katze des Rabbiners“ zeigt diese Seite. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Diese Zeichnung ist in der Ausstellung zu sehen, die der Comic-Salon für Sfar veranstaltet.
Diese Zeichnung ist in der Ausstellung zu sehen, die der Comic-Salon für Sfar veranstaltet. © Avant-Verlag | Dargaud 2008 by Sfar
Mit dieser Zeichnung bewirbt der Comic-Salon die Ausstellung zu Ehren von Joann Sfar. Sie ist aus „Die Katze des Rabbiners“.
Mit dieser Zeichnung bewirbt der Comic-Salon die Ausstellung zu Ehren von Joann Sfar. Sie ist aus „Die Katze des Rabbiners“. © Dargaud by Sfar | Dargaud by Sfar
Joann Sfar kam persönlich zum Comic-Salon. Ein Künstlergespräch mit ihm gab es in der Galerie. Zudem wurde ihm für sein Lebenswerk der Max-und-Moritz-Preis verliehen.
Joann Sfar kam persönlich zum Comic-Salon. Ein Künstlergespräch mit ihm gab es in der Galerie. Zudem wurde ihm für sein Lebenswerk der Max-und-Moritz-Preis verliehen. © Magali Delporte | Magali Delporte
„Die Synagoge“, hier das Cover, knüpft an Ereignisse in Sfars Kindheit und Jugend an und zeichnt ein von antisemitischen Erfahrungen und dem Aufkeimen der politischen Rechten in Frankreich geprägtes Leben nach.
„Die Synagoge“, hier das Cover, knüpft an Ereignisse in Sfars Kindheit und Jugend an und zeichnt ein von antisemitischen Erfahrungen und dem Aufkeimen der politischen Rechten in Frankreich geprägtes Leben nach. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Seite 1 aus „Die Synagoge“.
Seite 1 aus „Die Synagoge“. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
Seite 2 aus „Die Synagoge“.
Seite 2 aus „Die Synagoge“. © Avant-Verlag | Dargaud by Sfar
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Den Spezialpreis der Jury erhielt die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin für ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Verfolgung, Krieg, Flucht und Gewalt sowie ihr Engagement gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit. Ihr viel beachtetes aktuelles Buch „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ erzählt von einer jüdischen Frau, die im Holocaust als Kind drei Konzentrationslager überlebt hat und von den traumatischen Folgen für ihr Leben.

Barbara Yelin hat den Spezialpreis der Jury bekommen.
Barbara Yelin hat den Spezialpreis der Jury bekommen. © Comic-Salon Erlangen | Martin Friedrich

Gleichzeitig transportiert es eine universelle Botschaft von Selbstbehauptung, Selbstermächtigung und von der Hoffnung und der Kraft des Lebens. „Ein weiteres Mal beweist Barbara Yelin, dass es ihr wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt, durch ihre atmosphärisch dichten Zeichnungen und die Möglichkeiten des Comics eine Sprache für das Unsagbare zu finden“, urteilt die Jury.

Die Jury des Max-und-Moritz-Preises 2024

Christian Gasser (Kulturwissenschaftler und Autor, Luzern)
Andrea Heinze (Journalistin, Berlin)
Andreas C. Knigge (Journalist und Publizist, Hamburg)
Katinka Kornacker (Geschäftsführerin COMIX – Comicbuchhandlung Hannover)
Isabel Kreitz (Comic-Zeichnerin, Hamburg)
Christine Vogt (Leiterin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen)
Bodo Birk (Leiter des Internationalen Comic-Salons Erlangen)

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