Jena. Hartmut Haupt, langjähriger Kustos der Volkshaus-Orgel und erfolgreicher Organist, ist tot.

Als das Jenaer Volkshaus Ende 1987 die größte Konzertorgel Thüringens erhielt, da stand ein leidenschaftlicher Organist und Orgel-Kenner Pate – Hartmut Haupt. Ohne seinen vehementen fachlichen Einsatz wäre das mit 1,5 Millionen DDR-Mark doch recht teure Instrument damals wohl nie nach Jena gekommen.

Seitdem hatte er bis 2015 die 61 Register und 4800 Pfeifen umfassende Sauer-Orgel im Volkshaus als Kustos betreut und bis zu seinem Abschiedskonzert vor zwei Jahren unzählige Male auf ihr gespielt. Aber nicht nur hier, sondern auch auf Orgeln in ganz Thüringen, in Deutschland, im europäischen Ausland, in den USA, ja selbst im russischen Sibirien.

Ein Mensch, der stets freundlich war

Nun vollendete sich Hartmut Haupts reiches Leben. Er starb vor wenigen Tagen in Jena. Er hinterlässt als sein Erbe nicht nur die große Volkshaus-Orgel, sondern viele Publikationen, CD-Einspielungen auf Orgeln – darunter die viel beachtete CD-Reihe „Orgeln in Thüringen“ – und vor allem Erinnerungen an einen hoch geachteten Organisten, der auch wegen seiner immer währenden Freundlichkeit und Menschenliebe ebenso geschätzt wurde wie als Experte und Förderer der Thüringer Orgeln. Für sie war er als Sachverständiger viel unterwegs und brachte so manche Orgel-Sanierung auf den Weg.

Auch für die Gemeinschaft hat er immer Herz gezeigt. Zahlreiche Benefizkonzerte gab er und war Mitglied im Kuratorium der Kinderhilfestiftung Jena.

Als Musiker machte er sich einen Namen vor allem als Interpret von Werken Max Regers, dessen Erbe er sich besonders verpflichtet fühlte und noch in den Stürmen der Wende die Max-Reger-Vereinigung Jena-Thüringen gründete, die inzwischen ein Zuhause in der Philharmonischen Gesellschaft Jena gefunden hat.

Dabei war der Weg des 1932 in Bonn geborenen Hartmut Haupt durchaus nicht gleich für das Musikerleben vorgezeichnet. Er wuchs zwar in einer musikalisch geprägten Familie auf, doch studierte er Physik, promovierte und arbeitete dann bei Jenapharm.

Seine Leidenschaft seit jungen Jahren für die Musik hat sich dann aber letztlich doch noch durchgesetzt. Nach einem kirchenmusikalischen Fernstudium war er ab den 1970er Jahre als freiberuflicher Musiker tätig, bevor er beim Thüringer Landesamt für Denkmalpflege tätig wurde und so manche Thüringer Orgel vorm Vergessen rettete.

An der Königin der Instrumente faszinierte ihn immer die außerordentlich breiten Möglichkeiten, verschiedene Klangfarben zu vereinen und sich gewissermaßen mehrerer Musikinstrumente zu bedienen.

Wie auch schon Max Reger wollte Hartmut Haupt die Orgel aus dem über Jahrhunderte geltenden engen Kirchenkontext herauslösen und sie als vielseitiges Konzertinstrument einsetzen. Er sagte oft: „Das Klangspektrum der Orgel reicht viel weiter, als Kirchenchoräle und Bachsche Toccaten vermuten lassen. Ich möchte, dass ihr Potenzial weit über die Kirche hinaus noch mehr in Konzerten zur Geltung gebracht wird.“

Dafür sorgte er über 40 Jahre lang. Nur schade, dass er die seit Jahren geplante und verschobene Sanierung der Volkshaus-Orgel nun nicht mehr selbst begleiten kann. Seit Jahre machte er auf die Sanierungsbedürftigkeit dieses Instruments aufmerksam. Eine baldige Sanierung wäre eine schöne Würdigung des verstorbenen Jenaer Künstlers.