Eisenberg. Saale-Holzland: Weil Eisenberg keinen Saal hatte, entstand 2004 die Stadthalle auf einem Friedhof. Was man 2024 dort noch erleben kann.

Hartmut Lindner ist vermutlich der am längsten tätige Kulturschaffende in Eisenberg. Seit 1978 ist er um die Kultur in der Kreisstadt bemüht. Er war Theaterleiter, Organisator der Oldienacht mit angesagten 60er-Jahre-Hits im Partyzelt auf dem Parkdeck bespaßte 2000 Leute. „Damals gab es in Eisenberg keinen Saal, nur das FDGB-Haus am Steinweg und den Jahn-Saal.“ Beide Gebäude existieren nicht mehr.

Eisenberg brauchte etwas Repräsentables. „Das HO-Kaufhaus am Friedenspark bot sich für einen Umbau an“, erzählt Hartmut Lindner. In dem wegen seiner blau angestrichenen Eisenträger „Blauer Bock“ genannten Gebäude konnte man zu DDR-Zeiten Möbel und Einrichtungsgegenstände kaufen.

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Der Grundkörper blieb erhalten, ein halbrunder Glasanbau kam hinzu. Unter dem damaligen Bürgermeister Ingo Lippert hatten sich die Bauingenieure und Architekten Wieland Schmied, Hartmut Ziegler und Bernd Markloff des Vorhabens angenommen. Dieses artete buchstäblich in Knochenarbeit aus: „Auf dem ehemaligen Friedhof stieß der Bagger alle paar Meter auf Skelettteile“.

Eisenberg: Ein HO-Kaufhaus wurde zur Stadthalle umgebaut. 
Eisenberg: Ein HO-Kaufhaus wurde zur Stadthalle umgebaut.  © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Weil die Träger erhalten bleiben mussten, konnte die Bühne nur 60 Zentimeter hoch gebaut werden. „80 oder 100 Zentimeter wären für die Sicht besser gewesen“, sagt Lindner. Doch daran hat man sich inzwischen gewöhnt.

Lindner, beruflich mit Immobilien und Objektverwaltung beschäftigt, ist seit 20 Jahren Verwalter und Betreiber der Stadthalle, deren Unterhaltung zu den freiwilligen Aufgaben der Stadt Eisenberg gehört. Stolz ist er auf die Programmvielfalt: Pittiplatsch, Kindertheater, Comedy, die Kultbeamten Baumann und Clausen, Bernhard Hoëcker, Jump Live, Rockband Swagger, Maxi Arland und seine Volksmusikanten, De Randfichten, um nur eine Auswahl zu nennen.

Alle zwei Jahre gibt es in der Halle eine große Multivisionsshow und Travestie. „Am Anfang reagierte ich darauf verhalten. Beim nächsten Mal kam meine Frau mit und danach immer mehr Familienmitglieder. Heute bin ich ein großer Fan der Travestie“, erzählt Lindner und lacht.

Kleine Pause zwischen Bestuhlung und Fußbodenpflege.
Kleine Pause zwischen Bestuhlung und Fußbodenpflege. © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Hinzu kommen gesellschaftliche Veranstaltungen wie Jahresempfänge, Stadtratssitzungen oder Trödelmärkte. Ausrichten können er und seine Partner die Stadthalle dabei nach verschiedenen Wünschen. „Ohne Tische und Stühle passen etwa 800 Menschen hinein.“ Bei Reihenbestuhlung ohne Tische seien es circa 600 Besucher.

Eisenberg: Müntefering war zu laut

Auch Prominenz hat die Stadthalle schon gesehen. Zum Beispiel Gunther Emmerlich, Ehrenbürger und gebürtiger Eisenberger. Nach ihm soll die Stadthalle benannt werden. „Nachdem der Stadtrat die Namensänderung beschlossen hat, muss die bauliche Anpassung nun nochmal in unsere Gremien getragen werden werden, hier vorrangig ist der Bauausschuss“, erklärt Stadtmanager Max Nottrodt auf Anfrage.

Hartmut Lindner erinnert sich an die Eröffnung der Stadthalle. Anlässlich dessen hatte der SPD-Politiker Franz Müntefering Eisenberg besucht. Weil er in seiner Rede ständig die optimale Phon-Zahl der Soundanlage überschritt, zeigte die Alarmlampe Rot im Dauerbetrieb. „Das passte ja ganz gut zur Farbe der Partei.“

Die Stadthalle sei mitnichten ein Minusgeschäft, sagt Lindner und will damit anderslautende Behauptungen in Sozialen Medien entkräften. In diesem Jahr sei die Einrichtung rege genutzt worden. Auch der zweite Teil 2024 sei im Planer gut gefüllt und reiche von der Stadtratssitzung am 4. Juli über die Schuleinführung im August, den Kinderkleiderbasar im September bis zu Travestie und Neunzigerjahre-Hits im September beziehungsweise Oktober. Auch für 2025 seien schon etliche Veranstaltungen gebucht.

Eisenberg: Stadthalle muss 365 Tage im Jahr sauber sein

Seit Beginn an pflegen Lindner und Klaus Fritsche eine vertrauensvolle Partnerschaft in Bezug auf die Stadthalle. Fritsche, Dienstleister im Gebäudemanagement, verantwortet Reinigung und Pflege. „Sie muss 365 Tage im Jahr gepflegt und sauber sein“, betont er. Wenn jemand ausfalle, könne er schnell für Ersatz sorgen, auch aus der Ferne. „Es ist wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen können“, sagen die Männer unisono.

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Mit der Stadt stünde man im besten Einvernehmen. „Wenn irgendwo die Technik klemmt oder die Belüftung nicht funktioniert, genügt meist ein Anruf“, sagt Lindner. Mindestens 20.000 Euro seien in den letzten Jahren in Beschallungs-, Licht und Tontechnik investiert worden. Alles funktioniere über Fernsteuerung via Tablet – von jeder Position im Sternenbau aus.

Die Bar mit acht Zapfhähnen, Eiskühler und Geschirrspüler werde auf Wunsch vermietet. Dafür, dass dort alles funktioniert, sorgt Fritsche mit seinem Team. Der Dienstleister wünscht sich, „dass manche Leute mit überhöhtem Anspruchsdenken auf dem Teppich bleiben und das wertschätzen, was sie an der Stadthalle haben“. Solch ein Gebäude zu unterhalten, bedeute einen enormen Arbeitsaufwand. „Aufschließen und alles geht von allein, so ist das nicht. Es steckt sehr viel Arbeit im Hintergrund.“

Ohne Wartung verschleißt ein Gebäude schnell

Arbeit, die man nicht sieht. Aber auch die, welche man sieht, sei nicht ohne. So müsse die Halle nicht nur gesäubert, sondern regelmäßig gewartet werden. Neue Farbe, Reinigung der Träger, Fußbodenpflege. Ohne dies alles verschleißt ein Gebäude schnell“, sagt Fritsche. Was als nächstes geplant sei? „Zurzeit gibt es keinen Handlungsbedarf. Die Technik ist modern, Heizung und Stromversorgung funktionieren, das Dach ist dicht.“ Kleine Reparaturen würden möglichst rasch behoben, um Sanierungsstau zu vermeiden.

Für die Beschallung ist Ralf Gutzeit, bekannt als mobiler DJ, verantwortlich. „Er hat ein feines Gehör für kratzende Lautsprecher und außerdem gute Ideen, die er hier mit einbringt“, lobt Hartmut Lindner, der Kultur nach wie vor leidenschaftlich betreibt. Gerade ist er dabei, Stern-Combo Meißen unter Vertrag zu nehmen. „Die hatte ich vor 40 Jahren schon. Mal sehen, was sie jetzt auf die Bühne bringen.“

Stadthalle: Programm für 2024

3. August, 9 und 11 Uhr Schuleinführungsfeier; 22. August Stadtratssitzung; 7. September Kinderkleiderbasar; 8. und 9. September ATV Eisenberg; 11. September Seniorentag; 14. September 130 Jahre EWU; 26. September Stadtrat; 27. September Zauber der Travestie; 5. Oktober DJ legt Musik der Neunzigerjahre auf; 13. Oktober Kabarett mit Uwe Steimle; 18. Oktober Kindertheater; 26. Oktober Bartanz; 7. November Stadtrat; 29. November bis 1. Dezember Hüpfburgen-Paradies; 12. Dezember Stadtrat; 19. Dezember Heimatgefühle zur Weihnachtszeit mit dem Naabtal Duo; 22. Dezember Folklore aus dem Fernen Osten – Vietnam; 31. Dezember Silvesterparty. Infos und Tickets: Eisenberg-Information unter 036691/73454.