Erfurt. Die kleinteilige Thüringer Wirtschaft profitiert bei ihrer Suche nach neuen Märkten von einem weltweiten Netzwerk, das in Erfurt tagt.

Thüringens Wirtschaft setzt weiter auf Export und Internationalisierung. Rund zwei Drittel der Ausfuhren aus dem Freistaat gehen dabei in Länder der Europäischen Union.

„Trotz unserer kleinteiligen Wirtschaftsstruktur können wir auch viele Weltmarktführer präsentieren“, berichtete die Hauptgeschäftführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, Cornelia Haase-Lerch, am Donnerstag in Erfurt. In der Kammer tagen zwei Tage lang die Vertreter des Enterprise Europe Network (EEN), das kleine und mittelständische Unternehmen beim Gang auf die weltweiten Märkte unterstützt.

Klagen über Bürokratie und Berichtspflicht

In Zeiten zunehmender globaler Spannungen schätzten 71 Prozent der befragten Unternehmer vor allem die politische Stabilität in der EU, so Haase-Lerch zu jüngsten Umfrageergebnissen. Allerdings beklage auch mehr als die Hälfte der Firmen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der EU im weltweiten Vergleich abnimmt.

„Wir müssen bürokratische Hürden abbauen und freien Warenverkehr erleichtern“, erklärte Haase-Lerch, auch mit Blick auf die anwesenden Vertreter der Bundesregierung und der EU-Kommission. Die Dokumentations- und Berichtsplicht treibe alle Unternehmer, vor allem aber die kleinen Firmen, um. Hier gebe es Stellschrauben, an denen man drehen müsse, um die Wirtschaft zu entlasten.

Thüringer Erfolgsstory

An die Deindustrialisierung Thüringens in den Jahren nach 1990 und die damit verbundene Massenarbeitslosigkeit erinnerte Landeswirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). „Heute haben wir bezogen auf die Einwohnerzahl anteilig mehr Industriearbeitsplätze als Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen“, so Tiefensee.

Diese Erfolgsstory der zurückliegenden Jahre sei zuerst den Menschen in Thüringen zu verdanken, die mit unbändigem Willen angepackt hätten. „Aber auch die Hilfe unserer Partnerbundesländer und die gezielte Förderung der EU haben dazu beigetragen“, so Tiefensee. Man könne vielerorts an den unterschiedlichsten Projekten die blauen Schilder sehen, die auf die Mittel aus Brüssel verweisen, die verbaut wurden.

Er fördere das EEN-Netzwerk in Thüringen mit fünf Mitarbeitern, mit 150.000 Euro, so der Minister. Das zahle sich aus, denn das Netz erstrecke sich weit über Europa hinaus in mittlerweile 70 Länder weltweit mit 600 Partnerinstitutionen.

Fördermittel für Jenaer Startup

Als ein Beispiel nannte die Vorständnin der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen, Christiane Kilian, das Jenaer Startup „IDloop“. Das konnte sich mit Unterstützung des EEN als erstes Unternehmen aus Thüringen für das „EIC Accelerator“-Programm der Europäischen Union qualifizieren, mit einer Förderung in Höhe von 10 Millionen Euro.