Berlin. Die Fernzüge der Bahn sind unpünktlich wie nie. Doch eine Besserung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Das wird sich in wenigen Wochen zeigen.

Frontalansicht auf einen ICE: Trotz Verspätungen fahren so viele Menschen mit der Bahn wie nie zuvor.
Frontalansicht auf einen ICE: Trotz Verspätungen fahren so viele Menschen mit der Bahn wie nie zuvor. © Bernd Thissen/dpa/Symbolbild | Unbekannt

Bahnfahrer können nur müde lächeln, wenn sie sich an das von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ausgerufene Ziel erinnern. Die Kunden sollten ihre Uhren wieder nach der Bahn stellen können, verkündete dieser zum Beginn seiner Amtszeit. Viel weiter entfernt von stets pünktlichen Zügen kann die Deutsche Bahn heute gar nicht mehr sein. Jeder dritte Zug ist mit Verspätung unterwegs. So schlecht waren die Pünktlichkeitswerte wohl noch nie. Und Besserung ist nicht in Sicht.

In diesen Tagen wird ein Kraftakt zwar für einen zuverlässigeren Verkehr sorgen. Doch das ist der Fußball-EM geschuldet. Während des Turniers wird weniger gebaut. Das lässt sich aber nur kurz durchhalten. Der neue Normalzustand wird nach der EM spürbar werden. Dann beginnt die Generalsanierung der zentralen Trasse zwischen Frankfurt und Mannheim. Es wird dann erst einmal noch schlechter.

Wolfgang Mulke ist Wirtschaftsjournalist.
Wolfgang Mulke ist Wirtschaftsjournalist. © BM | BM

Deutsche Bahn: Drei Probleme - und keine schnelle Lösung

Die Gründe sind bekannt. Das Schienennetz ist marode und muss instand gesetzt werden. Es sind zu viele Züge auf den bestehenden Gleisen unterwegs und mittlerweile macht auch der Personalmangel den Bahnen zu schaffen. Keines der drei Probleme lässt sich in kurzer Zeit oder durch den Austausch von Managern lösen.

Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.

Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.

Von den Fahrgästen ist daher noch jahrelang Geduld gefragt, die sie bisher mit erstaunlicher Beharrlichkeit aufbringen. Der Fahrgastrekord zeigt, wie wichtig der Schienenverkehr für die Mobilität der Menschen im Land geworden ist. In diese Misere hinein muss Wissing noch auch noch Investitionen in die Infrastruktur kürzen. Das zeigt, dass eine moderne Verkehrsinfrastruktur allen Beteuerungen zum Trotz doch nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht. 

Interaktive Bahn-Karte: So ist Deutschlands Schienennetz geschrumpft

Das deutsche Schienennetz hat die besten Zeiten hinter sich. Mitte der 50er-Jahre war es noch 14.000 Kilometer länger als heute. Wo Züge rollen und wo es einmal Bahnverbindungen gab – Jahr für Jahr von 1835 bis heute.