Erfurt. Drei Kontaktbereichsbeamte der Erfurter Polizei blicken auf ein Jahr Kobb-Tätigkeit zurück. Und verraten, was sie an diesem Job so schätzen.

Drei Kobbs, ein Jahr. Kobbs, das steht für Kontaktbereichsbeamte. Und die stehen für Bürgernähe. Vor Ort sein. Ein typischer Tag im Job als Kobb? „Den gibt es nicht“, meinen alle drei lachend. Die Drei, das sind Nicole Mäurer, Dirk Lehmann und Marcel Ritter. Sie gehören seit 2023 zum Kobb-Team der Erfurter Polizei, das mittlerweile aus zehn Beamten besteht.

Jeder Tag, sagen sie, bringe Neues, Unerwartetes. Er beginnt im Büro, dort lesen sich die Polizisten die aktuelle Lage durch. „Vielleicht müssen wir auf Sachverhalte reagieren, die sich in unseren Bereichen zugetragen haben“, sagt Dirk Lehmann. Dementsprechend gestalte sich der Tag, meist ergeben sich vor Ort weitere Situationen oder Problematiken. Bloß nicht zu viele Termine für einen Tag vereinbaren, denn meistens kommt dann Aktuelles dazwischen, so die Erfahrung.

Freie Zeiteinteilung

„Wir sind sehr flexibel, das braucht es bei dieser Tätigkeit“, meint Nicole Mäurer. Marcel Ritter fügt hinzu: „Wir sind so häufig wie möglich in unseren Orts- und Stadtteilen, die Kontrollaktivität hat durch uns zugenommen. Wenn sich etwas verändert, fällt uns das sofort auf. Das ist im Streifendienst nicht möglich.“ Plötzlich seien das alles nicht mehr Dörfer, die weit weg sind, sondern „die Menschen dort nehmen uns wahr und wir sie. Es macht die Runde, dass es uns gibt.“

Das Trio betreut einen großen Bereich, Nicole Mäurer ist für den Wiesenhügel, Melchendorf und Windischholzhausen zuständig, Marcel Ritter für die westlichen Ortsteile und die Brühlervorstadt, Dirk Lehmann für die östlichen Ortsteile und die Löbervorstadt. Eingearbeitet haben sie sich dort, sie fühlen sich wohl, auch wenn die neue Tätigkeit ein Umdenken in den bisherigen Vorgehensweisen mit sich brachte. Bis vor einem Jahr waren sie größtenteils in der Schicht eingesetzt, Nacht- und Wochenendarbeit inklusiv. Nun teilen sie sich die Tage selbst ein, entscheiden, wann es Sinn macht, zu welcher Uhrzeit vor Ort zu sein.

Umsichtiges Handeln

„Und es ist komisch, nach 25 Jahren ohne Beifahrer zu sein“, sagt Dirk Lehmann schmunzelnd. Denn die Kobbs sind größtenteils allein unterwegs. Er fügt hinzu: „Natürlich sprechen wir uns ab und schätzen gemeinsam Situationen ein. Wir beraten über die Gefährdungsprognose und entscheiden dann, ob wir zu zweit oder gar zu dritt hinfahren. Man kennt ja seine Pappenheimer.“ Alles erfolge stets mit Augenmaß, ergänzt Marcel Ritter. „Die Bürger müssen merken, dass nicht völlige Anarchie bestehen kann, wir aber selbstverständlich umsichtig handeln.“

Das Ziel sei, für die Bürger da zu sein, für ihre Sicherheit. „Nehmen wir das Beispiel Graffiti“, sagt der Polizeihauptmeister. „Es gibt eine gewisse Hemmschwelle, wirklich die 110 deswegen anzurufen. Aber wenn man weiß, es gibt einen Kobb im Gebiet, dann wird der vielleicht angerufen.“ Im Schichtdienst erfolge die Anzeige und schon gehe es zum nächsten Einsatz. „Als Kobb indes hat man die Möglichkeit, auch mal eine persönliche Ansprache durchzuführen. Wir können uns für manche Sachverhalte mehr Zeit nehmen, uns beispielsweise mit dem Ermittlungsdienst besprechen“, erzählt Nicole Mäurer.

Die Menschen zu kennen, sei wichtig. Ortskenntnisse ebenso. Die Polizistin ist in ihren Stadtteilen häufig zu Fuß unterwegs, ihre beiden Kollegen im ländlichen Raum eher mit dem Auto, Marcel Ritter auch mal mit dem E-Bike als Mitglied der Fahrradstreife.

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit der drei Kobbs

In den Bereichen von Dirk Lehmann und Marcel Ritter gab es bis vor einem Jahr keinen Kobb, der Vorgänger von Nicole Mäurer ist Mario Naumann. „Ach, Sie sind das jetzt“ – den Satz bekommt Nicole Mäurer häufig zu hören. Es brauchte Zeit, bis sich herumgesprochen hatte, dass die Polizistin nun die neue Kontaktbereichsbeamtin ist. Sie und ihre Kollegen gehen aktiv auf die Ortsteilbürgermeister zu, auch jetzt wieder nach der Wahl. Sie kontaktieren Vereine, Institutionen und Einrichtungen. Wenn man sich kennt, geht vieles leichter. Vertrauen aufzubauen, braucht Zeit. Ohne dieses würde die Kobb-Tätigkeit nicht funktionieren.

Der Austausch zwischen den Dreien ist eng. „Es ist wichtig, dass wir wissen, was bei dem anderen im Bereich passiert. Nehmen wir das Fahren ohne Führerschein. Weiß man, da ist jemand ohne Fahrerlaubnis unterwegs, achtet man natürlich anders auf die Autos“, nennt Dirk Lehmann ein Beispiel für die übergreifende Zusammenarbeit. Auch Geschwindigkeitskontrollen, Vollstreckung von Haftbefehlen oder Besuche des Gerichtsvollziehers werden gern gemeinsam absolviert.

Doch es gibt auch Tage, da sehen sich die drei Kobbs nicht. Über Funk und Handy allerdings sind sie stets verbunden und bei Bedarf füreinander da.

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