Saale-Holzland-Kreis. Nach der Landratswahl kommt es im Saale-Holzland-Kreis am 9. Juni zur Stichwahl zwischen CDU-Kandidat Johann Waschnewski und AfD-Kandidat Christian Bratfisch.

  • Zur Stichwahl um den Posten als Landrat im Saale-Holzland-Kreis stehen Johann Waschnewski (CDU) und Christian Bratfisch (AfD) auf den Stimmzetteln.
  • Mit Flyern und persönlichen Gesprächen soll um entscheidende Stimmen geworben werden.
  • Zum umstrittenen Verwaltungsneubau vertreten sie unterschiedliche Positionen.

Der Saale-Holzland-Kreis könnte bald wieder überregionales Interesse wecken. Zur Stichwahl am 9. Juni stehen sich auch hier CDU und AfD gegenüber. Schon jetzt ist klar, dass mit einem AfD-Landrat auch bundesweite Aufmerksamkeit im Eisenberger Landratsamt Einzug halten würde. Christian Bratfisch bewirbt sich für die AfD um den Posten des Landrats. Der 46-jährige Lehrer sitzt seit der letzten Wahl 2019 für die AfD im Kreistag. Für die CDU will Johann Waschnewski die Nachfolge von Andreas Heller antreten. Der 38-Jährige ist Bürgermeister der Stadt Bürgel und Erster Beigeordneter im Landkreis. Beide zeigten sich nach der Kommunalwahl am 26. Mai dankbar, in die Stichwahl gekommen zu sein.

Wahlkampf-Endspurt mit Flyern, Anzeigen und persönlichen Gesprächen

„Es kommt auf jede Stimme an“, sagt Johann Waschnewski. Der CDU-Kandidat will in den verbleibenden Tagen vor der Stichwahl im ganzen Landkreis unterwegs sein, sowohl bei Veranstaltungen als auch zu Besuch in kleineren Dörfern des Kreises. Nur so habe man ein Gespür für die Menschen in der Region, sagt der 38-Jährige. Zudem soll es neue Flyer, Bauzaunbanner und Verteilzeitungen in Haushalten geben, dazu Online-Anzeigen. „Entscheidend ist aber der persönliche Kontakt mit den Bürgern“, betont Waschnewski. Christian Bratfisch konzentriert sich in der Endphase des Wahlkampfes hingegen auf spezielle Orte, in denen die Kontrahenten Albert Weiler und Lutz Lüttich zur Kommunalwahl stark abgeschnitten haben. Er hofft dort bei den Wählern auf einen Wechsel zu seinen Gunsten. Welche Veranstaltungen es darüber hinaus geben werde, werde noch geklärt, sagt er am Donnerstagnachmittag.

Für beide ist der Wahlkampf eine intensive Phase. Bratfisch betont die Dreifachbelastung durch die stressige Prüfungszeit in der Schule und Familie, für die er gerade nur wenig Zeit habe. Waschnewski verweist auf seine Ehrenämter, durch die er es gewohnt sei, von früh bis spät unterwegs zu sein. Eine angenehme Abwechslung sei es gewesen, dass er selbst am Wahltag noch Fußball gespielt und mit der Spielvereinigung Bürgel/Thalbürgel gegen Hermsdorf gewonnen habe.

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Angesprochen auf die Kosten für den bisherigen Wahlkampf gibt CDU-Kandidat Waschnewski einen unteren fünfstelligen Betrag an, der durch Spenden, den Kreisverband und eigene Ausgaben finanziert werde. Bratfisch gerät ins Schlingern, möchte erst keine Zahlen nennen, man habe nochmal investiert. Schließlich lässt er sich ein, „ein fünfstelliger Betrag war es schon“. Kleinere Ausgaben davon habe er selbst übernommen, ansonsten komme das Geld aus Rücklagen des Kreisverbandes sowie einem Zuschuss der Landespartei.

Gesundheitsförderung und Haushalt im Fokus

Inhaltlich will Waschnewski den Fokus noch einmal auf eine wirtschaftlich starke Region legen. Insbesondere in der medizinischen Versorgung und Pflege brauche es Fachkräfte. Er möchte den Landkreis als Gesundheitsregion entwickeln – ein Vorschlag, den er auch im Kreistag vorgebracht habe, sowie sich für die Wirtschaftsförderung einsetzen. Generell seien Schwerpunkte im Saale-Holzland Investitionen in Schulen, Straßen, Brand- und Katastrophenschutz. „Unser Landkreis ist ländlich geprägt, deswegen müssen wir auch an die kleineren Dörfer denken“, sagt Waschnewski. Für diese wolle er sich als Landrat auch auf Landes- und Bundesebene stark machen.

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Christian Bratfisch hat dagegen den Kreishaushalt und die Kommunen im Fokus. Die Kreisumlage belaste die Orte schwer, zudem seien viele in der Haushaltssicherung. Der Landkreis müsse da mehr tun. Als künftiger Landrat würde er mit den Bürgermeistern und Gemeinden sprechen und analysieren, wo man mit der Unterstützung ansetzen könne. Das werde ein Kraftakt, aber er habe „schon einen Stab, der sich darum kümmern würde und mich fachmännisch und juristisch unterstützen kann“. Weitere Hauptaufgaben seien die Schulen und Straßen.

Was haben die Menschen im Saale-Holzland-Kreis von einem AfD-Landrat zu erwarten? Bratfisch möchte den einfachen Bürgern, Unternehmern wie auch Leuten, die in Vereinen tätig sind, eine „sichere Zukunft bieten und den Landkreis attraktiver machen“. Er habe nicht vor, jemanden zu verschrecken, wie es „irgendwelche Linksorientierten“ behaupten würden. Er sei ein sehr toleranter Mensch. Wie das mit der Einstufung des Verfassungsschutzes seiner Partei als rechtsextrem zusammenzubringen sei, beantwortet Bratfisch mit Verweis auf das SPD-geführte Innnenministerium, dem das Organ unterstellt sei. Damit unterstellt er implizit eine politische Instrumentalisierung. Auf seinen umstrittenen Landeschef Björn Höcke reagiert er ausweichend, meint, im Landkreis gehe es ja nicht um Landespolitik. Auf Nachfrage zu Demokratieprojekten im Saale-Holzland-Kreis erklärt Bratfisch, dass er nach Ablauf des aktuellen Förderzeitraums als möglicher Landrat überprüfen wolle, ob diese wirklich Demokratie fördern oder ideologische Projekte seien.

Verwaltungsneubau: ja oder nein?

Beim Thema Verwaltungsneubau sind die beiden Landratskandidaten gegenteiliger Ansicht. Bei den inzwischen insgesamt etwa 50 Millionen, inklusive Zinsen und Begleitbeträgen, die für den Neubau aufzuwenden wären, findet der AfD-Kandidat es sinnvoller, davon „zwei Schulen voll zu sanieren oder Straßen zu bauen“. Man könne auch die Wirtschaft unterstützen, denn „der Neubau ist weniger wichtig, als die Arbeitsplätze hier“. Waschnewski ist dagegen für den Neubau, denn dieser spare Kosten für die Ertüchtigung der 13 Liegenschaften, betont inzwischen aber auch die Zusammenarbeit im Kreistag. Es sei wichtig, in dieser „wesentlichen Zukunftsentscheidung“ alle Kreistagsmitglieder mitzunehmen. Der Landkreis brauche eine moderne Verwaltung mit weniger Bürokratie und mehr Bürgerservice, als künftiger Landrat wolle Waschnewski aber auch vertrauensvoll mit allen Mitgliedern zusammenarbeiten und Interessen zusammen führen.

Das ist es schließlich, was der CDU-Kandidat im Gespräch immer wieder betont. Er wolle ein „Landrat für alle“ sein, verbinden statt spalten, den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Er sei jemand, der ein offenes Ohr hat, Sorgen und Nöte ernst nimmt und vernünftige Lösungen finden möchte. Waschnewski stellt die Gemeinschaft in den Vordergrund, platziert immer wieder seine Kernbotschaft. Nur bei der Gretchenfrage zum Umgang mit der AfD gerät er kurz ins Stocken und antwortet dann klar: „Es wird im Kreistag keine Koalition mit der AfD geben“. Was folgt ist ein Aber: Alle Fraktionen sollen sich laut Waschnewski mit Sacharbeit in die Gremien einbringen, da könne man niemanden ausschließen. Man müsse parteiübergreifend richtige Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen.

Eine Entscheidung treffen müssen jedoch zunächst alle Wahlberechtigten im Landkreis, wenn am 9. Juni die Stichwahl ansteht.