Saale-Holzland. Als persönlicher Experte ist der 25-Jährige für Menschen mit psychischen Problemen da. Zudem leitet er eine von ihm gegründete Selbsthilfegruppe.

Sven Körnig, Jahrgang 1998, macht sofort den Eindruck eines sehr angenehmen, offenen und aufgeschlossenen Menschen. Er redet kontaktfreudig drauf los. Was er sagt, hat dennoch Hand und Fuß.

Sven Körnig, 25 Jahre alt, lebt in Eisenberg und ist in Zöllnitz bei Dröschler als Lagerist tätig. Er steht mitten im Leben, hat einen guten Freundeskreis, treibt Sport, ist vielseitig interessiert. In seiner Heimatstadt leitet Sven Körnig die von ihm gegründete Selbsthilfegruppe „SHK 2.0“, die sich an junge Menschen mit psychischen Problemen richtet.

Sven Körnig ist ehrenamtlich als „persönlicher Experte“ für das Projekt tätig

Seit diesem Jahr ist der Eisenberger beim am Asklepios Fachklinikum Stadtroda angesiedelten Projekt „Verrückt? - Na und!“ ehrenamtlich als persönlicher Experte tätig. Im Rahmen des von Stefanie Fiebig koordinierten Projekts veranstalten die Moderatoren regelmäßig Projekttage in Schulen des Saale-Holzland- und Saale-Orla-Kreises.

Den Moderatoren bei den Projekttagen zur Seite stehen seelisch erkrankte Menschen, die im Projekt als „Persönliche Experten“ bezeichnet werden. Im April war Sven Körnig zum ersten Mal bei zwei Projekttagen an der Regelschule in Eisenberg dabei gewesen. Zuvor hatte er eine mehrtägige Moderatorenschulung in Eisenach absolviert.

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Vor knapp sechs Jahren durchlebte der junge Mann das, was er rückblickend als den Beginn seiner schlimmsten Zeit beschreibt. Denn hinter ihm liegt ein düsteres Kapitel voller Selbstmordgedanken. Er wendete sich an seine Hausärztin – ein Schritt, den er zunächst jedem Betroffenen rät, der die stationäre Aufnahme in die Psychiatrie scheut. Diese empfahl ihm eine niedergelassene Psychiaterin in Eisenberg, mit der er sehr zufrieden ist. Sie stellte die Diagnose mittlere bis schwere Depression und Angststörung, verschrieb Medikamente.

Zu der empfohlenen stationären Therapie kam es allerdings nicht. „Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind oft sehr lang. Ich bin dann selbst meinen Weg gegangen“, sagt Sven Körnig. „Es gibt immer mehr psychische Erkrankungen und Hilfe zu bekommen ist schwer“, so ist sein Eindruck. Mit der Selbsthilfegruppe will er daher einen Anlaufpunkt bieten.

„In meiner schlimmsten Zeit hat mir meine Arbeit Kraft gegeben. Ich habe mir Hobbys gesucht und den Kontakt zu Freunden, habe angefangen ins Fitnessstudio zu gehen und bin viel Fahrrad gefahren. Sport und Rausgehen sind die beste Medizin“

Sven Körnig

„In meiner schlimmsten Zeit hat mir meine Arbeit Kraft gegeben. Ich habe mir Hobbys gesucht und den Kontakt zu Freunden, habe angefangen ins Fitnessstudio zu gehen und bin viel Fahrrad gefahren. Sport und Rausgehen sind die beste Medizin“, erklärt er. Er wirkt sortiert und reflektiert, während er erzählt und weiß doch: „Meine Ängste und Depressionen werden immer da sein.“

Seine Firma, in der er auch seine Ausbildung und seinen Realschulabschluss absolviert hat, steht voll hinter ihm. „Irgendwann kam der Punkt, wo ich gesagt habe: Ich hab Probleme. Ich habe mich geoutet und alle wissen, dass ich psychisch krank bin. Aber ich steh da jetzt dazu. Was die Leute von mir denken, ist mir egal“, betont er.

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„Die zwei Projekttage sind sehr gut angekommen. Zu jungen Menschen in die Klasse zu gehen, ist in keiner Weise eine Belastung für mich. Für mich ist das eine gute Gelegenheit, meinen Horizont zu erweitern.“, erklärt er.  

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Er würde sich freuen, wenn noch mehr persönliche Experten gewonnen werden könnten. „Es ist eine sehr aufgeschlossene Gruppe“, findet er. Wie auch die Selbsthilfegruppe sieht er „Verrückt? - Na und!“ als Wegweiser dafür an, dass man trotz psychischer Erkrankung alles schaffen kann: „Man muss sich schrittweise realistische Ziele setzen im Leben, dann klappt es. Mein Ziel ist es vor allem auch, die nachfolgenden Generationen für mehr Akzeptanz gegenüber seelischen Erkrankungen zu sensibilisieren“, sagt Sven Körnig.

Wer ebenfalls „persönlicher Experte“ werden möchte, kann sich an Sven Körnig wenden

Er bietet an, dass psychisch erkrankte Menschen, die prinzipiell auch gern als persönliche Experten für „Verrückt? - Na und!“ tätig werden würden, sich aber nicht richtig trauen oder Bedenken hätten, sich zunächst für weitere Informationen auch an ihn wenden können unter Telefon 0162 / 45 12 11 3.

Kontakt: Stefanie Fiebig, Koordinatorin des Projektes „Verrückt? - Na und!“, Telefon: 0170 / 44 80 55 2 und E-Mail: s.fiebig@asklepios.com. Weitere Informationen unter: www.asklepios.com/stadtroda/