Saale-Holzland. Bettina Kübler ist Textilgestalterin aus Leidenschaft. Wie sie es schafft, Arbeit, Leben und Hobbys sprichwörtlich an einem Ort unter einen Hut zu bringen.

  • Auf zirka 70 Quadratmetern unter dem Dach ihres Hauses hat sich Bettina Kübler einen Arbeitsraum und ein Atelier eingerichtet
  • Persönliche Arbeiten, wie das Ummanteln von Urnen, liegen der Textilgestalterin besonders am Herzen
  • Schon jetzt aber gebe es spürbare Veränderungen auf dem Markt für Seide und Wolle. So werde es immer schwieriger, an bestimmte Farbtöne und qualitativ hochwertige Stoffe zu kommen. „

„Jetzt bin ich in der luxuriösen Lage, dass sich alle Energie hier bei mir zu Hause bündelt“, sagt Bettina Kübler. Die 49-jährige Textilgestalterin, die mit ihrer Familie auf einem Dreiseitenhof im Schlöbener Ortsteil Gröben wohnt, firmiert seit 2004 unter dem Label „Lieblingsstück“.

Unzählige Male ist sie zuvor geschäftlich umgezogen und hatte für ein paar Jahre auch einen Laden in der Zwätzengasse in Jena. Mittlerweile aber hat sie sich auf zirka 70 Quadratmetern unter dem Dach ihres Hauses einen Arbeitsraum und ein Atelier eingerichtet. Der größte Teil der Bauarbeiten ist geschafft, auch wenn noch die Elektrik und Wasserleitungen verlegt werden müssen, die Kundentoilette nicht ganz fertig ist und im Atelier die Dämmung an der Decke fehlt. „Da hier auf dem Hof viel selbst gemacht wird, dauert es seine Zeit“, sagt sie. Trotzdem ist schon jetzt jeder Kunde herzlich eingeladen, sie in ihrem Arbeitsraum und im Atelier zu besuchen. „Ich bitte nur um Voranmeldung“, sagt die gelernte Bauzeichnerin und ausgebildete Sozialpädagogin.

Saale-Holzland: Textilstücke aus Seide und Wolle entstehen in Handarbeit in Gröben und sind Unikate

Vom ersten Entwurf bis zur Umsetzung entsteht bei Bettina Kübler jedes Textilstück in Handarbeit und hauptsächlich aus Seide und Wolle. Ihr Fokus liegt auf Hüten und Kopfbedeckungen für ganz unterschiedliche Anlässe und Jahreszeiten. „Weil nun aber nicht jeder Hutträger ist, fertige ich auch Schals an, Stolen, Stulpen, Broschen, Zopfhalter mit Federn, Türstopper, bunte Eierwärmer, Klinkenschoner, Bücherwürmer aus Filz, Taschen, Etuis, Untersetzer und ich verpasse auch hässlichen Luftsitzkissen eine hübsche Filzhülle.“ Der Kreativität seien bei der Arbeit mit Wolle und Seide kaum Grenzen gesetzt. „Meine textilen Arbeiten sind alles Unikate und etwas Besonderes. Das müssen sie bei mir auch sein, denn mit günstigeren Importen kann ich nicht mithalten.“ Ihre Kunden seien hauptsächlich selbstbewusste, starke Frauen. „Sie tragen zum Beispiel ganz gezielt einen extravaganten Hut, um aufzufallen und die Blicke auf sich zu ziehen.“

Von der Zuckertüte bis zur Urne: Mit Filz „ummantelt“ Bettina Kübler aus dem Saale-Holzland-Kreis verschiedene Dinge

Besonders am Herzen liegen Bettina Kübler sehr persönliche Arbeiten. Das können schöne Anlässe sein wie das Anfertigen von Zuckertüten für die Schuleinführung oder traurige Gründe wie das Gestalten textiler Urnen für einen verstorbenen Menschen. Ihre erste textile Urne sei nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2014 entstanden. Weitere kompostierbare „Wollmäntel“ für Urnen mit vorwiegend floralen Elementen folgten. „Der Stoff gibt es einfach her. Die gefilzte Wolle strahlt Wärme aus und das funktioniert gut für die Urnen.“

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Auch für Zuckertüten-Rohlinge eigne sich das Ummanteln mit Filz. So habe sie beispielsweise mal einen schwarzen Panther angefertigt, der aus einem Gebüsch hervorschaut. „Das habe ich sehr fotorealistisch umsetzen könne. Da war ich richtig stolz auf mich“, sagt Bettina Kübler und schmunzelt. Natürlich haben auch ihre drei Kinder eine von ihr kreierte Zuckertüte bekommen – Motive waren ein Drache, Fische und eine rosafarbene Elfe, die wiederum selbst eine kleine Zuckertüte in den Händen hält.

Der Markt für Seide und Wolle verändert sich

Ihre Arbeitsmaterialien bestellt Bettina Kübler vorwiegend über das Internet. Seide lässt sie sich aus China liefern und Wolle über große Firmen mit Sitz in Deutschland. Hutstumpen, das sind Rohlinge zur Herstellung von Hüten, besorgt sich die Gröbenerin in den Niederlanden. Von beispielsweise 50 Hüten sind zehn aus Industrie-Stumpen gefertigt und dekoriert. Die restlichen 40 stellt Bettina Kübler selbst her – vom Filzen bis zum letzten dekorativen Element. Als Hingucker schmückt sie ihre textilen Unikate auch mit Federn des eigenen Rassegeflügels.

Bettina Kübler fertigt in Handarbeit Filz-Unikate an - hauptsächlich Hüte und Kopfbedeckungen.
Bettina Kübler fertigt in Handarbeit Filz-Unikate an - hauptsächlich Hüte und Kopfbedeckungen. © Ute Flamich | Ute Flamich

Schon jetzt aber gebe es spürbare Veränderungen auf dem Markt für Seide und Wolle. So werde es immer schwieriger, an bestimmte Farbtöne und qualitativ hochwertige Stoffe zu kommen. „Manche Farben, die ich sonst gern bestellt habe, gibt es schlichtweg nicht mehr.“ Noch habe sie einen großen Vorrat an Filzrollen und Stoffen in allen möglichen Farben und in sehr guten Qualitäten. Wenn dieser Vorrat aufgebraucht ist, müsse sie aber gegebenenfalls überlegen, wieder den großen alten Topf zum Stofffärben aus dem Keller zu holen. Das Know-how dazu habe sie jedenfalls.

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Einmal im Monat ist Bettina Kübler auf einem Marktstand in Deutschland anzutreffen. „Das funktioniert gut für mich und passt in mein Lebenskonzept. Dass ich mittlerweile von zu Hause aus arbeiten, beraten und verkaufen kann, verstehe ich als ein großes Puzzle“, sagt sie und erklärt: „In meinem Atelier überwintern zum Beispiel meine Pflanzen. Leute, die herkommen, fragen mich dann, ob ich nicht noch Pflanzen für sie hätte. Dann sehen sie die Federn an meinen Hüten oder an anderen textilen Arbeiten und fragen, wo die schönen Federn herkommen. Da erzähle ich von meinem Rassegeflügel und im Gespräch fragt der Kunde dann, ob er gleich noch ein paar Eier mitnehmen kann. Hier kann sich alles miteinander verbinden, es wird nicht in Schubladen gedacht und das ist einfach nur schön.“

Wer Bettina Kübler im Atelier besuchen möchte, wird gebeten, sich anzumelden unter Mobil: 0176/62 89 73 29 oder per E-Mail an info@lieblingsstueck-textil.de.