Gera. Fernverkehrszüge fahren derzeit ab Gera und durchs Saaletal: Nun droht Ungemach.

Stehen die Intercity-Linien von Gera nach Köln und von Leipzig über Jena und Saalfeld nach Nürnberg und Karlsruhe vor dem Aus? Der Spiegel berichtet über ein vertrauliches Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur, wonach im kommenden Jahr auf drei Linien kein Fernverkehr mehr rollen soll. Die Deutsche Bahn dementiert.

Der Newsletter für Gera

Alle wichtigen Informationen aus Gera, egal ob Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur oder gesellschaftliches Leben.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Betroffen sind dem Bericht zufolge unter anderem die Verbindungen der Intercity-Linie 51 von Gera über Jena, Weimar und Erfurt nach Köln sowie die Züge der Intercity-Linie 51 von Leipzig durchs Saaletal nach Nürnberg und Karlsruhe. Die Deutsche Bahn verweist darauf, dass diese Züge im Fernverkehr am schwächsten ausgelastet seien.

Höhere Streckennutzungsgebühren treffen auf niedrige Auslastung

Grund für die Streichung seien die Preissteigerungen für die Benutzung der Strecken. Die Bundesnetzagentur kontrolliert, welche Anbieter zu welchen Zeiten die Schieneninfrastruktur nutzen dürfen. Dafür ist eine Gebühr fällig genauso wie für jeden Halt an einem Bahnhof. Die Kosten für die Infrastrukturnutzung waren zuletzt massiv gestiegen.

Auch interessant

Die Deutsche Bahn weist konkrete Streichungen zurück. „Es gibt aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung der genannten Fernverkehrsverbindungen. Wir haben im April unsere Planungen für den Fahrplan 2025 abgeschlossen. Dieser Fahrplan sieht derzeit keine der genannten Angebotskürzungen vor“, sagt DB-Personenfernverkehrsvorstand Michael Peterson. „Richtig ist aber auch: Die Trassenentgelte bilden einen maßgeblichen Kostenbestandteil im Schienenpersonenfernverkehr. Die derzeit im Raum stehende drastische Erhöhung der Trassenentgelte stellt die DB Fernverkehr AG wie viele andere eigenwirtschaftlich ausgerichtete Verkehrsunternehmen im Fern- und Güterverkehr vor erhebliche Herausforderungen.“ Je nach Höhe der zusätzlichen Belastungen sei die Deutsche Bahn gezwungen, den Umfang des Fahrplanangebotes bundesweit zu überprüfen.

Auch interessant

Das Land Thüringen war zuletzt mit den Bemühungen gescheitert, die Intercity-Züge zwischen Jena und Saalfeld für Kunden mit Nahverkehrstickets zu öffnen. Die Deutsche Bahn hatte sich nicht an einem entsprechenden Angebotsverfahren des Landes beteiligt – trotz gebotener Landeszuschüsse von 8,36 Euro pro gefahrenem Kilometer.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) protestierte mit einem Schreiben an den Bahnvorstand. Bislang habe er darauf noch keine Reaktion erhalten, sagte der Regierungschef am Mittwoch. Bei kürzlichen Gesprächen mit dem Bahnvorstand sei keine Rede von einer Streichung der Linien gewesen. Bislang habe der Bahnvorstand immer Jena als Umsteigepunkt zwischen dem Intercity-Fernverkehr in Nord-Süd-Richtung und Ost-West-Richtung benannt gehabt.

Betrieb von Gera-Intercity besonders aufwändig

Der Intercity nach Gera rollt seit Ende 2018 mit Unterstützung des Landes Thüringen, das Kompensationszahlungen für die Anerkennung von Nahverkehrstickets zwischen Gera und Erfurt leistet. Wegen der fehlenden Oberleitung zwischen Weimar und Gera ist der Zugbetrieb besonders aufwändig. In Gotha muss die DB Fernverkehr von einer Elektrolokomotive auf eine Diesellokomotive umspannen.

Weitere Nachrichten aus der Stadt Gera