Berlin. In Spanien wurde ein 2000 Jahre alter Wein gefunden. Die Flüssigkeit enthält Knochenreste – ein Wissenschaftler probierte trotzdem.

In einer römischen Gruft in der Stadt Carmona (Spanien) entdeckten Forscher jüngst den ältesten noch flüssigen Wein der Welt. Rund 2000 Jahre soll der Weißwein in einer Urne gelegen haben. Der Fund in Spanien stößt damit einen Wein aus Speyer aus dem Jahre 325 n. Chr. als ältesten Wein in flüssigem Zustand vom Thron. Auf Grund seines Alters hat der sherry-artige Wein inzwischen eine rot-braune Farbe angenommen.

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Besonders bizarr: In der Flüssigkeit waren auch Rückstände eingeäscherter menschlicher Knochen zu finden. Forscher haben den Wein nun eingehend untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das spanische Forschungsteam der Universität Córdoba nun im Fachjournal „Journal of Archaeological Science: Reports“.

Gruft durch Zufall entdeckt

Die Gruft in Spanien hatte eine Familie auf ihrem Grundstück bereits 2019 zufällig entdeckt, als sie Arbeiten an ihrem Haus durchführen wollte. „Die Römer waren sogar im Tode stolz und bauten Grabdenkmäler wie beispielsweise Türme über ihre Gruften, damit die Menschen sie wahrnahmen“, sagte Co-Autor José Rafael Ruiz Arrebola, ein organischer Chemiker, gegenüber „The Guardian“ zu dem Fund. Weil die Gruft allerdings versteckt war, entging sie über die Jahrtausende der Aufmerksamkeit von Grabräubern und ihre Schätze überlebten.

Die versteckte Gruft entzog sich Jahrtausende lang der Aufmerksamkeit von Plünderern, bis eine Familie sie auf ihrem Grundstück in Andalusien entdeckte.
Die versteckte Gruft entzog sich Jahrtausende lang der Aufmerksamkeit von Plünderern, bis eine Familie sie auf ihrem Grundstück in Andalusien entdeckte. © Juan Manuel Román / Cosano et al. 2024

In der Gruft waren acht Grabnischen in die Felswand geschlagen, in denen sechs Urnen aus Glas, Blei, Kalkstein und Sandstein platziert waren. Jede der Urnen enthielt die Überreste einer einzelnen Person, auf zwei von ihnen waren sogar die Namen der Eingeäscherten zu lesen: Senicio und Hispanae. Auch fanden die Forscher ein kleines Glas, das mit Parfum aus Patschuliöl gefüllt war.

Wein war mit menschlichen Knochenresten vermischt

Die Urne mit dem Wein war mit fünf Litern der Flüssigkeit sowie den eingeäscherten Knochen und einem Goldring gefüllt. Auf dem Ring ist der zweiköpfige römische Gott Janus abgebildet, der Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes sowie aller Türen und Pforten. Der Ring sei wahrscheinlich nach der Verbrennung des Körper in die Urne gelegt worden, sagt Arrebola gegenüber „The Guardian“.

Eine solche Aufbewahrung sei in der antiken römischen Welt nicht unüblich gewesen, erklären die Archäologen in der Studie. Wein habe damals eine symbolträchtige Bedeutung besessen, die eng mit Bestattungsritualen verbunden waren.

Archäologie: Forscher probiert 2000 Jahre alten Wein

Nach einer chemischen Analyse der Flüssigkeit, waren sich die Wissenschaftler sicher, dass es sich um Weißwein aus der Region Andalusien handeln muss. Der Wein habe große Ähnlichkeiten zu den Weinen aus dem dortigen Weinbaugebiet Montilla-Moriles gehabt. Insbesondere die Sherry-artigen Weinen aus der Stadt Jerez sowie der trockene Weißwein Manzanillaa aus Sanlúcar glichen dem 2000 Jahre alten Wein chemisch.

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Die Flüssigkeit aus der Gruft ist theoretisch trinkbar, sagten die Forscher. „Es ist kein bisschen giftig“, versicherte Ruiz Arrebola in „The Guardian“. Trotzdem verbot sich der Wissenschaftler eine Probe des guten Tropfens, der 2000 Jahre lang mit menschlichen Überresten in Kontakt war. „Mir wäre es lieber, wenn jemand anders ihn zuerst probiert“, wird der Forscher zitiert.

Das ließ sich ein Kollege nicht zweimal sagen: „Der Geschmack ist salzig, was nicht überraschend ist angesichts der chemischen Zusammensetzung“, beschrieb Ruiz Arrebola die Erfahrung seines Co-Autoren Daniel Cosano gegenüber dem Online-Magazin „All that‘s interesting“. Dieser habe den Wein am Morgen probiert.